Friedenspädagogik: Relevanz für Kinder und Jugendliche
Frieden und Gewaltfreiheit sind wichtige Themen in unserer Gesellschaft, insbesondere für Kinder und Jugendliche, die unsere Zukunft mitgestalten werden. Um jungen Menschen eine friedvolle und nachhaltige Zukunft zu ermöglichen, ist es wichtig, sie frühzeitig mit den Grundsätzen der Friedenspädagogik vertraut zu machen. In diesem Beitrag wird die Relevanz der Friedenspädagogik für Kinder und Jugendliche aufgezeigt. Darüber hinaus werden friedenspädagogische Ansätze zur Anwendung im Schulunterricht vorgestellt.
Was ist Friedenspädagogik?
Friedenspädagogik ist ein pädagogisches Konzept, das darauf abzielt, Konflikte und Gewalt zu reduzieren und den Frieden zu fördern. Sie basiert auf der Idee, dass Bildung und Erziehung wichtige Instrumente für die Schaffung einer friedlicheren und gerechteren Gesellschaft sind.
Die Friedenspädagogik umfasst ein breites Spektrum von Themen und Ansätzen, wie unter anderem Konfliktmanagement, Gewaltprävention, interkulturelles Verständnis und Empathiefähigkeit. Alle Teildisziplinen und Ansätze der Friedenspädagogik greifen ineinander und bilden “ein gemeinsames Wirkungsnetz” (Pädagogische Hochschule Burgenland, 2018).
Im Fokus steht die Vermittlung von Kompetenzen, die wichtig sind, um Konflikte friedlich zu lösen und den Aufbau von sozialen Beziehungen und Gemeinschaften zu fördern. Ziel der Friedenspädagogik ist es, Kindern und Erwachsenen Werkzeuge an die Hand zu geben, um Konflikte und Probleme auf friedliche Weise zu lösen.
Friedenspädagogik ist sowohl auf das alltägliche Miteinander anzuwenden, dient aber im größeren Kontext auch als Grundlage zur Auseinandersetzung mit der “anhaltenden Gewaltbereitschaft und Friedlosigkeit in und zwischen den Gesellschaften bzw. Staaten dieser Erde (Bundeszentrale für politische Bildung, 2022).”
Nicht zuletzt befähigt die Friedenspädagogik zum Verständnis des Weltgeschehens und zur Einflussnahme in politischen Belangen.
Relevanz für Kinder und Jugendliche
Laut JIM-Studie 2022 sind 67 Prozent der zwölf bis 13-Jährigen sehr interessiert am Konflikt, der sich derzeit in der Ukraine zuträgt. Der russische Angriffskrieg hat eine Debatte über Krieg und Frieden ausgelöst, die in der politischen Landschaft zu einer Polarisierung und in der Gesellschaft zu einer Spaltung führt.
Auch Kinder und Jugendliche spüren die Auswirkungen des Krieges in vielen Lebensbereichen. Neben der grundlegenden Frage nach Krieg und Frieden hat auch die Vermittlung von interkultureller Bildung und Empathiefähigkeit an Bedeutung gewonnen, da die Anzahl der geflüchteten Menschen in Deutschland zugenommen hat.
Aus diesem Grund ist die Auseinandersetzung mit dem Kriegsgeschehen in einem friedenspädagogischen Kontext besonders wichtig.
Ebenso spielt das Erkennen von Desinformationen eine zentrale Rolle und verknüpft die Friedenspädagogik mit der Meinungsbildung. Zu den wichtigsten Nachrichtenquellen gehören für Kinder und Jugendliche, neben Suchmaschinen, soziale Medien, wie Instagram und TikTok (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2022). In der JIM-Studie 2022 gaben 56 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen an, im letzten Monat (zum Zeitpunkt der Befragung) Fake News begegnet zu sein (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2022). Eine kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Nachrichtenformaten ist daher von großer Bedeutung.
Wie auch für Erwachsene, können die vielen Informationen und Ereignisse belastend und schwierig einzuordnen sein. Wie Sie mit Kindern über das Thema Krieg sprechen können, erfahren Sie in diesem IfaK-Beitrag.
Ansätze in der Friedenspädagogik
Ansätze der Friedenspädagogik können sowohl im Kindergarten- wie im Schulkindalter und darüber hinaus angewendet werden. Die nachfolgenden Beispiele beziehen sich primär auf die Vermittlung friedenspädagogischer Ansätze im Schulunterricht.
Konfliktmanagement und Streitschlichtung
Kinder und Jugendliche sollen lernen, Konflikte friedlich und respektvoll zu lösen. Dies kann dazu beitragen, die Gewalt zu reduzieren und das Verständnis für andere Kulturen und Perspektiven zu fördern. Durch Mediationstechniken, können Schüler*innen darin geschult werden, in Konfliktsituationen zu helfen und als Vermittler*innen zu fungieren. Dies kann dazu beitragen, Konflikte auf friedliche Weise zu lösen und das Vertrauen und die Zusammenarbeit unter den Schüler*innen zu stärken.
Menschenrechtsbildung
Es können Unterrichtseinheiten eingeführt werden, die sich auf die Wichtigkeit und Umsetzung von Menschenrechten konzentrieren. Dies kann Schüler*innen ein Bewusstsein für die Bedeutung von Gleichheit, Gerechtigkeit und Frieden vermitteln. Einen wichtigen Bestandteil der Menschenrechtsbildung stellt zudem die Auseinandersetzung mit demokratischen Werten dar. Lesen Sie in diesem IfaK-Beitrag mehr zum Thema Demokratiebildung und ihre Relevanz für den Schulunterricht.
Interkulturelle Bildung
Schülerinnen und Schülern soll die Wertschätzung anderer Kulturen vermittelt werden. Durch den aktiven Austausch können Vorurteile und Stereotypen abgebaut werden. Wichtig ist auch der Diskurs über strukturelle Diskriminierung und kulturelle/ rassistisch motivierte Gewalt.
Förderung des Dialogs
Schulen können Programme und Aktivitäten einführen, die dazu beitragen, einen offenen Dialog zwischen den Schülerinnen und Schülern zu fördern. Dies kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und die Zusammenarbeit zu fördern. Im Hinblick auf die aktuelle Situation können Schulen Informationen zum Kriegsgeschehen altersgerecht aufbereiten und darüber aufklären, welche Quellen verlässlich und dem Alter angemessen sind.
Umgang mit Desinformationen
Schüler*innen sollen verstehen, welche Rolle Desinformation und Propaganda im Krieg spielen, welche Bedeutung die Meinungs- und Informationsfreiheit hat und wie man Fake News erkennen kann.
Weitere Anregungen zur Vermittlung von Friedenskompetenz in der Schule finden Sie bei der Bundeszentrale für politische Bildung.
Wo können sich Kinder und Jugendliche informieren?
FRIEDEN FRAGEN
Die Website FRIEDEN FRAGEN ist eine Online-Plattform, die von der Berghof Foundation ins Leben gerufen wurde, um Kindern und Jugendlichen einen sensiblen und angemessenen Zugang zu schwierigen Themen wie Krieg, Frieden, Gewalt und Konflikten zu ermöglichen. Besucher der Website können Fragen stellen und erhalten Antworten von einem Redaktionsteam. Ziel ist es, Kindern Unterstützung und Hilfestellung bei der Bewältigung von schwierigen Themen zu bieten und Bildungseinrichtungen mit Unterrichts- und Bildungsmaterialien zu unterstützen.
Quellen und weiterführende Informationen
Berghof Foundation (2022): Lehrer. FRIEDEN FRAGEN. https://www.frieden-fragen.de/erwachsene.html (08.05.2023)
Berghof Foundation (2023): Startseite. FRIEDEN FRAGEN.
https://www.frieden-fragen.de/ (08.05.2023)
Bundeszentrale für politische Bildung (2022): Dossier: Politische Bildung. https://www.bpb.de/lernen/politische-bildung/193093/frieden/ (08.05.2023)
Bundeszentrale für politische Bildung (2023): Tipps für Friedenspädagogik – der Krieg in der Ukraine im Unterricht. Bildungshacks #13. https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/508427/tipps-fuer-friedenspaedagogik-im-unterricht/ (08.05.2023)
Bundeszentrale für politische Bildung (o. D.): Krieg und Frieden: Wie über Frieden reden in Zeiten von Krieg? – Friedensbildung Friedenserziehung – Unterrichtsmaterialien und Handlungsempfehlungen. https://www.friedensbildung-bw.de/reden-ueber-frieden (08.05.2023)
Herrmann, K. (o. D.): Friedenspädagogik in der Kita. https://www.nifbe.de/component/themensammlung?view=item&id=758&catid=132&showall1&start=0 (08.05.2023)
Institut für Menschenrechte (o. D.): Menschenrechtsbildung. https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/themen/menschenrechtsbildung#:~:text=Menschenrechtsbildung%20tr%C3%A4gt%20wesentlich%20zur%20Umsetzung,zu%20erkennen%20und%20Menschenrechtsverletzungen%20vorzubeugen. (08.05.2023)
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2022): JIM-Studie 2022. https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2022/JIM_2022_Web_final.pdf (08.05.2023)
Pädagogische Hochschule Burgenland (2018): Hochschullehrgang Global Peace Education. Grundlagen, Retroperspektive und Projektberichte. https://www.aspr.ac.at/fileadmin/Downloads/Friedenspaedagogik/PH_LG_GPE_16-18_Publikation.pdf (08.05.2023)