Demokratiebildung in der Schule – Relevanz und Umsetzung im Unterricht
Das Leben in einer demokratischen Gesellschaft ist ein Privileg und stellt sowohl historisch als auch global betrachtet keine Selbstverständlichkeit dar.
Dabei ist Demokratie nicht intuitiv, weshalb Demokratiebildung ein wichtiges Werkzeug zur Vermittlung von Kompetenzen ist, die wir für das Leben und Teilhaben in einer selbstbestimmten und toleranten Gesellschaft brauchen. Gerade bei Kindern und Jugendlichen spielt die Vermittlung demokratischer Kompetenzen eine zentrale Rolle. Besonders durch die Digitalisierung ergeben sich auch für sie hierbei stetig neue Möglichkeiten der Partizipation.
Demokratiepädagogische Ansätze sind nicht nur für das Leben in einer demokratischen Gesellschaft von Bedeutung, sondern verbessern auch den Umgang in der Schule. Denn Ziel der Demokratiebildung ist es, den Blick von Kindern und Jugendlichen auf gesellschaftliche Kontexte und die Bedeutung von Demokratie zu schärfen. Sie sollen dazu ermutigt werden, eine eigene Haltung zu entwickeln und sich aktiv für ihre Interessen einzusetzen – sie unterstützt somit indirekt die Charakterbildung.
Welche Rolle spielt Demokratiebildung in der Schule?
In der Schule begegnen sich tagtäglich Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft mit unterschiedlichen Vorprägungen und Wertvorstellungen. Diese Vielfalt bietet einen Erprobungsraum für Herausforderungen, potenzielle Konflikte und Lösungsansätze einer demokratischen Gesellschaft.
Durch Demokratiepädagogik werden Schüler*innen wichtige Kompetenzen vermittelt, sie erlernen einen konstruktiven Umgang mit Meinungsvielfalt und Diversität. Darüber hinaus entwickeln sie ein Verständnis dafür, wie sie selbst von politischen Entscheidungen betroffen sind.
Schulen sind außerdem in der Pflicht einen Raum der Toleranz und Gleichwertigkeit zu schaffen, in dem Schüler*innen sich frei entfalten können und lernen, ihre Interessen zu vertreten. Demokratische Werte müssen sich auch in der Schulkultur widerspiegeln.
Demokratiebildung im Unterricht
Zu Beginn des Schuljahres 2019/20 wurde der Leitfaden Demokratiebildung des Kultusministeriums verpflichtend in allen Schulen in Baden-Württemberg eingeführt. Er knüpft an bestehende Themenbereiche in den Fächern Gemeinschaftskunde, Geschichte und Sachkunde an und greift Herausforderungen der Demokratie auf, die fächerübergreifend vermittelt und auch in der Schulkultur umgesetzt werden sollen.
Der Leitfaden benennt vier handlungsrelevante Bausteine:
1 Identität und Pluralismus
Das Verstehen und Annehmen der eigenen Identität ist eine Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes sowie reflektiertes Leben.
Außerdem erlernen Schüler*innen durch die aktive Auseinandersetzung mit Meinungsvielfalt, verschiedenen Religionen, Wertesystemen und Rollenbildern einen toleranten Umgang miteinander.
Der Austausch unterschiedlicher Meinungsbilder birgt gleichzeitig Konfliktpotenzial; durch den bewussten Umgang mit Konflikten und deren Bewältigung, werden die Schüler*innen zu einer konstruktiven und respektvollen Streitkultur befähigt.
2 Selbstbestimmung und Autorität
Schüler*innen lernen ihre Rechte kennen. Sie setzen sich aktiv mit Regeln und Normen auseinander und lernen, wie sie ihre Rechte im Rahmen der Selbstbestimmung nutzen können.
3 Gleichwertigkeit und Solidarität
Mithilfe dieses Bausteins wird die Offenheit der Schüler*innen gegenüber unterschiedlichen Lebensweisen und Ansichten gefördert. Ziel ist es, Akzeptanz zu entwickeln und die Bedürfnisse und Rechte anderer Menschen als gleichwertig anzuerkennen.
4 Interessen und Beteiligung
Durch das Sammeln und Einordnen unterschiedlicher Informationsquellen wird die Medienkompetenz gestärkt. Ein verantwortungsvoller und kritischer Umgang mit Medien fördert die Fähigkeit, sich eine informierte Meinung zu bilden.
Weiterhin soll Schüler*innen ein Raum geboten werden, individuelle Interessen sowie Neigungen zu entwickeln. Ebenso sollen sie zur aktiven Beteiligung in der Schule, bei Freizeitaktivitäten oder in der Politik ermutigt werden.
Mit jedem der vier Bausteine bekommen die Schüler*innen Kompetenzen und Handlungsweisen vermittelt, um Demokratie aktiv zu leben.
Der Leitfaden zur Demokratiebildung soll in allen Schulfächern umgesetzt werden. Die Landeszentrale für politische Bildung bietet eine Fächerübersicht mit Impulsen und konkreten Umsetzungsvorschlägen für die Fächer
- Deutsch,
- Geografie,
- Geschichte,
- künstlerisch-musische Fächer,
- MINT-Fächer,
- Sachunterricht,
- Sprachen,
- Religionslehre/ Ethik,
- Sport,
- und Wirtschaft.
Weiterführende Informationen und Unterrichtsmaterialien rund um das Thema Demokratiebildung erhalten Sie bei der Landeszentrale für politische Bildung.
Quellen und weiterführende Informationen
Landesbildungsserver Baden-Württemberg. (o. D.). Unterrichtsvorschläge zur Demokratiebildung in den Fachportalen. https://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/extremismuspraevention-und-demokratiebildung/demokratiebildung/linkvorschlaege/demokratiebildung-fachportale
Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (2020). Demokratiebildung – Für Meinungsfreiheit, Vielfalt und Toleranz. https://bitte-was.de/fileadmin/Redaktion/downloads/Lehrmaterialien-Gesamtversionen/Demokratiebildung-Gesamtversion.pdf
Landeszentrale für politische Bildung (o. D.). Leitfaden Demokratiebildung – Konzept und Umsetzung. https://www.lpb-bw.de/demokratiebildung-konzept
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (2019). Leitfaden Demokratiebildung. Schule für Demokratie, Demokratie für Schule. https://www.lpb-bw.de/demokratiebildung-konzept#c54572