Berufspraktika an Schulen

Der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt stellt viele Schüler*innen vor eine große Herausforderung. Eine tolle Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig die eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entdecken, sind Berufspraktika. Diese sind mittlerweile an vielen Schulen verpflichtend. Sie bieten nicht nur einen Einblick in die Berufspraxis, sondern stellen auch eine wichtige Orientierungshilfe bei der Berufswahl dar. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Bedeutung von Praktika und geben praktische Tipps für die Praktikumssuche.
Was ist ein Schüler*innenpraktikum?
Ein Schüler*innenpraktikum ist eine zeitlich begrenzte praktische Tätigkeit, die Schüler*innen im Rahmen ihrer schulischen Ausbildung in einem Unternehmen oder einer Institution absolvieren. Es dient ihrer beruflichen Orientierung und ermöglicht es jungen Menschen, Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu erhalten und in die Praxis „hineinzuschnuppern“. Während eines Praktikums arbeiten die Schüler*innen unter Anleitung und erhalten Aufgaben, die sie auf die realen Anforderungen der Arbeitswelt vorbereiten. Die Arbeitszeit ist dabei üblicherweise etwas beschränkt. Bei einem Praktikum ist vor allem der Lerneffekt entscheidend. Ein Schüler*innenpraktikum sollte den Erwerb von praktischen Fähigkeiten und Kenntnissen unterstützen, um sich per Definition als Praktikum bezeichnen zu können.
Praktika sind in vielen Schulen bereits ein fester Bestandteil des Bildungsplans und bieten Schüler*innen zwischen der neunten und elften Klasse – je nach Schule – eine Gelegenheit, ihre Interessen und beruflichen Möglichkeiten zu erkunden. In Baden-Württemberg gibt es zwei besonders wichtige Programme für die Berufspraktika an Schulen: BOGY und TOP BORS.
Praktika in Baden-Württemberg
An Gymnasien in Baden-Württemberg ist die Berufsorientierung für Schüler*innen der Klassen 9, 10 oder 11 (je nach Schule) verpflichtend. Das BOGY-Praktikum (Berufsorientierung an Gymnasien) soll die Auseinandersetzung mit den eigenen Interessen und Fähigkeiten fördern und den Schüler*innen helfen, sich mit ihrer beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Das Praktikum umfasst meistens ein bis zwei Wochen, in denen die Schüler*innen Einblicke in Praxisstätten erhalten. Je nach Schule kann ein Praktikumsbericht verlangt werden, der mitunter als schriftliche Leistung gewertet werden kann.
An Realschulen in Baden-Württemberg findet sich das sogenannte TOP BORS (themenorientiertes Projekt Berufsorientierung an Realschulen), welches auf eine über 25-jährige Tradition zurückblickt. Es umfasst eine bestimmte Anzahl an Unterrichtsstunden. Das Projekt wird flexibel organisiert, oft in Form von Projekttagen, -wochen oder in den regulären Unterricht integriert. Am Ende erhalten die Schüler*innen ein Testat mit einer Note und Verbalbeurteilung, das in das Zeugnis aufgenommen wird.
Die Wichtigkeit von Praktika
Praktika sind eine wertvolle Möglichkeit für Schüler*innen, praktische Erfahrungen in verschiedenen Berufsfeldern zu sammeln und sich damit auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten. Praktika bieten jedoch nicht nur eine Gelegenheit, praktische Erfahrungen zu sammeln, sondern auch eine wichtige Möglichkeit, herauszufinden, ob ein bestimmter Beruf überhaupt den eigenen Interessen entspricht, oder Schüler*innen individuelle Berufswünsche doch überdenken sollten.
Darüber hinaus bieten sie zahlreiche Vorteile für die persönliche und berufliche Entwicklung, indem sie Fähigkeiten wie Selbständigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Teamarbeit fördern können. Praktika verbessern außerdem die Chancen bei späteren Bewerbungen, da Schüler*innen die Möglichkeit haben, durch ihre Tätigkeiten erste berufliche Erfahrungen und Motivationen belegen zu können. Zuletzt können Schüler*innen während des Praktikums wichtige Kontakte aufbauen, die für zukünftige Bewerbungen von Bedeutung sein können.
Tipps für die Bewerbung um ein Praktikum
Die Bewerbung für ein Schülerpraktikum unterscheidet sich nicht allzu stark von einer regulären Bewerbung um einen Ausbildungsplatz oder einen Job. Nachfolgend sind sieben wichtige Punkte zusammengefasst, die bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz berücksichtigt werden sollten.
- Frühzeitig bewerben: Praktikumsplätze sind oft gefragt, daher sollte die Bewerbung rechtzeitig eingereicht werden. Einige Praxisstellen legen bereits Monate im Voraus fest, wer zu welchem Zeitpunkt ein Praktikum absolvieren kann.
- Ein Motivationsschreiben verfassen: Im Bewerbungsschreiben sollte klar hervorgehen, warum der*die Schüler*in das Praktikum machen möchte. Dabei sollte auf die persönlichen Interessen, mögliche Stärken und den Wunsch, mehr über das jeweilige Berufsfeld zu erfahren, eingegangen werden.
- Den Lebenslauf erstellen: Ein klar strukturierter Lebenslauf, der die persönlichen Daten, die bisherigen schulischen Leistungen, besondere Fähigkeiten und Interessen aufführt, sollte nicht fehlen. Auch ehrenamtliche Tätigkeiten oder Hobbies, die für das Praktikum relevant sind, sollten aufgenommen werden.
- Letzte Zeugnisse beilegen: Auch wenn schulische Zeugnisse für ein Praktikum nicht immer erforderlich sind, kann es hilfreich sein, ein aktuelles Zeugnis beizufügen, um einen Eindruck von den Leistungen der Schüler*innen zu vermitteln.
- Verschiedene Praxisstellen ansprechen und Ansprechpersonen ausfindig machen: Schüler*innen sollten sich bei mehreren Unternehmen bewerben, um die Chancen auf einen Praktikumsplatz zu erhöhen. Die Bewerbung sollte dabei individuell auf die Stelle zugeschnitten sein und Ansprechpersonen für die Bewerbung ausfindig gemacht werden, um Standard-Anreden wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ zu vermeiden.
- Die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch: Sollte ein Vorstellungsgespräch für das Praktikum notwendig sein, ist es wichtig, sich gut vorzubereiten. Schüler*innen sollten sich vorab über das Unternehmen informieren und Fragen zu ihrem Interesse am Beruf und möglichen Aufgaben im Praktikum vorbereiten.
- Ein Praktikum richtig annehmen: Wenn das Praktikum bestätigt wurde, sollte es ernst genommen werden. Auch Pünktlichkeit, Engagement und ein respektvoller Umgang mit den (zukünftigen) Kolleg*innen sind essenziell für einen erfolgreichen Praktikumseindruck.
Unterstützung durch Eltern
Eltern können ihre Kinder auf unterschiedliche Weise unterstützen, damit sie sich optimal auf ihre Praktika vorbereiten und gut in die Praxis starten können.
Im Vorfeld des Praktikums sollten beispielsweise die Elternabende oder andere Informationsveranstaltungen der Schule genutzt werden, um sich gezielt über das Betriebspraktikum zu informieren. Dies ermöglicht es Eltern, ihre Kinder gezielt bei der Praktikumssuche und -vorbereitung zu unterstützen.
Mit dem Kind über seine Interessen und Fähigkeiten zu sprechen kann außerdem dabei helfen, Praktikumsplätze zu finden, die gut zu den Interessen passen. Auch bei der Praktikumsstellensuche können Eltern behilflich sein, indem sie beratend zur Seite stehen und bei der Entscheidung helfen können. Zudem ist es wichtig, den Weg zum Praktikumsbetrieb gemeinsam zu planen, damit das Kind sicher und pünktlich zum Arbeitsplatz gelangt.
Bevor das Praktikum beginnt, sollten Eltern außerdem sicherstellen, dass sie über alle wichtigen Informationen zum Betrieb verfügen. Es ist daher ratsam, die Praktikumsvereinbarung gemeinsam mit dem Kind zu lesen, damit alle Bedingungen klar sind und die Eltern über die Rechte und Pflichten ihres Kindes im Praktikum informiert sind.
Sinnvoll ist zudem ein regelmäßiger Austausch über die Aufgaben und das Arbeitsklima beim Praktikum, um sicherzustellen, dass sich das Kind wohlfühlt.
Tipps für einen erfolgreichen Einstieg in die Praxis
Der Einstieg in ein Praktikum kann entscheidend für den weiteren Verlauf sein. Nachfolgend sind einige wichtige Punkte zusammengefasst, die den Start in das Praktikum erfolgreich gestalten:
- Pünktlichkeit: Ein wichtiger Grundsatz für einen guten Praktikumsstart ist Pünktlichkeit – und damit verbunden Zuverlässigkeit. Es hinterlässt einen positiven ersten Eindruck und zeigt, dass man die Gelegenheit für das Praktikum ernst nimmt.
- Namen notieren und merken: Es ist hilfreich, sich die Namen der Arbeitskolleg*innen und Vorgesetzten zu notieren. Dies zeigt nicht nur Interesse, sondern erleichtert auch die Kommunikation.
- Auf die Anleiter*innen zugehen: Wenn man das Gefühl hat, unterfordert zu sein oder mehr lernen zu wollen, sollte man nicht davor zurückschrecken, aktiv auf seine Anleiter*innen zuzugehen. Fragen nach zusätzlichen Aufgaben zeigen Eigeninitiative und Motivation. Ein Praktikum ist immerhin die Chance, so viel wie möglich zu lernen und mit aktivem Engagement einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
- Initiative und Wille zeigen: Wenn man Aufgaben bekommt, sollte man diese mit Begeisterung annehmen und versuchen, sie bestmöglich zu erledigen. Zeigt man Initiative und Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, wird das oft positiv wahrgenommen. Wenn man nicht alle Aufgaben sofort versteht, hilft es, nachzufragen.
- Kleidungsregeln beachten: Ein gepflegtes Äußeres und angemessene Kleidung sind ebenfalls entscheidend. Auch wenn nicht jedes Praktikum einen „Dresscode“ hat, sollte man sich an die Kleidungsregeln der Praktikumsstelle anpassen.
Mit Pünktlichkeit, Eigeninitiative und einem respektvollen Auftreten wird das Praktikum nicht nur zu einer wertvollen Lernerfahrung, sondern auch zu einer positiven Erinnerung, die Schüler*innen bei späteren Bewerbungen zugutekommen kann.
Wir wünschen allen zukünftigen Bewerber*innen gutes Gelingen und viel Spaß!
Quellen und weiterführende Informationen
Arbeitgebernetzwerk Sachsen (o.D.): So rockst du dein Praktikum: Tipps für einen erfolgreichen Start! https://www.arbeitgebernetzwerk-sachsen.de/so-rockst-du-dein-praktikum-tipps-fuer-einen-erfolgreichen-start/ [05.06.2025]
Bundesagentur für Arbeit (2018): Checklisten für ein erfolgreiches Schülerbetriebspraktikum https://www.arbeitsagentur.de/datei/checkliste-schuelerpraktikum_ba027135.pdf . [05.06.2025]
Bundesagentur für Arbeit (2023): Praktische Bewerbungstipps. https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/datei/praktischebewerbungstipps_ba174470.pdf [05.06.2025]
Deutsche Industrie- und Handelskammer (2019): Schülerpraktikum. Ein Leitfaden für Unternehmen. https://www.dihk.de/resource/blob/7770/3b298d89762c5fe4507370c860dd1f13/leitfaden-schuelerpraktikum-data.pdf [05.06.2025]
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (o.D.): Nachhaltig handeln: Baden Württemberg. https://www.nachhaltigkeitsstrategie.de/wirtschaft/perspektiven/perspektiven-fuer-unternehmen/welche-verpflichtenden-praktika-gibt-es-an-realschulen . [05.06.2025]
Schneider, F.; König, B.; Rinecker, S. (2006): Vom Praktikum zum Job. Freiburg: Haufe
Weiand, Uli (2018): Pixabaybild. https://pixabay.com/de/photos/praktikum-unternehmen-business-3157269/ . [05.06.2025]
Wikipedia (2023): Berufsorientierung in der Realschule. https://de.wikipedia.org/wiki/Berufsorientierung_in_der_Realschule .[05.06.2025]
Wikipedia (2023): Berufs- und Studienorientierung an Gymnasien. https://de.wikipedia.org/wiki/Berufs-_und_Studienorientierung_an_Gymnasien . [05.06.2025]




