Künstliche Intelligenz in Kinderbüchern

Immer mehr Kinderbücher, die man online – vor allem bei Amazon – findet, werden nicht mehr von Menschen, sondern von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Dies betrifft sowohl die inhaltlichen Texte als auch die Illustrationen. Wirken die Bücher auf den ersten Blick noch unauffällig, fallen doch beim genaueren Hinsehen Fehler auf hinsichtlich des Inhalts, Stils und der Rechtschreibung oder der verloren gegangenen Einheitlichkeit bei den Illustrationen. Im Allgemeinen ähneln sich die KI-Bücher stark: viele davon, die inzwischen im Selbstverlag bei Amazon erhältlich sind, weisen ähnliche Titel auf wie „Weil du ein wunderbares Mädchen bist“ oder „Auch starke Mädchen dürfen Fehler machen“. Sie lassen sich in Bestseller-Listen finden, manchmal sogar in völlig unpassenden Kategorien wie „Erdkunde-Schulbücher“. Dies liegt daran, dass Anbieter absichtlich Kategorien mit geringer Konkurrenz wählen, um dort Bestseller zu werden, auch wenn das Buch inhaltlich gar nicht zu dieser Kategorie passt. Dies sorgt nicht nur für Verwirrung bei Eltern, sondern erschwert es echten, liebevoll gestalteten Kinderbüchern, gesehen zu werden und Aufmerksamkeit zu erlangen. Wer tatsächlich hinter den Büchern steckt, bleibt oft unbekannt, denn viele „Autor*innennamen“ sind nicht nur erfunden, es besteht derzeit auch keine Pflicht, KI-Inhalte in Büchern zu kennzeichnen.
Auswirkungen von KI-generierten Kinderbüchern auf Autor*innen
Autor*innen, die mit viel Liebe, Leidenschaft und Erfahrung Kinderbücher schreiben, stehen vor Problemen, denn gute Bücher brauchen Zeit, Kreativität, ansprechende Illustrationen und oft ein ganzes Team, etwa Lektor*innen, die die Texte genau untersuchen. KI-Bücher hingegen sind schnell und günstig produziert. Deshalb ist der Frust vieler Autor*innen verständlich – sie müssen sich mit ihren mühevoll erarbeiteten und pädagogisch wertvollen Inhalten gegen eine Flut schnell produzierter KI-Bücher behaupten und werden im schlimmsten Fall komplett vom Buchmarkt verdrängt.
Stellungnahme von Verlagen
Auch Verlage sehen den Einsatz von KI in Kinderbüchern kritisch und einige haben bereits Stellung dazu auf ihren Internetauftritten bezogen. Sie berichten, dass ihre hochwertigen Bücher auf Online-Plattformen wie Amazon zwischen den KI-Büchern untergehen. Amazon selbst prüft zwar laut eigener Aussage, ob Bücher gegen Regeln verstoßen, doch bei Millionen von Titeln ist eine gründliche Kontrolle kaum möglich.
Der Kindermann Verlag positionierte sich bereits klar gegen den Einsatz von KI in Kinderbüchern und beteiligte sich an einer großen Social-Media-Aktion unter den Hashtags #BuchBrauchtMensch und #KinderbücherOhneKI. Gemeinsam mit über 200 Menschen aus der Kinderbuchwelt wurde dabei ein Zeichen für echte, kreative Arbeit gesetzt. Der Verlag betonte dabei, dass Bücher durch Ideen, Recherchen und die Originalität echter Künstler*innen entstehen würden. Und diese Arbeit sei durch KI nicht ersetzbar. Zudem verwies der Verlag auf das Problem der Urheberrechtsverletzung durch KI und verzichtet bewusst auf deren Einsatz in seinen Bilderbüchern. Auch der Oetinger-Verlag, der zuletzt für die Nutzung des KI-Tools „Midjourney“ für die Covergestaltung der Skogland Serie von Kirsten Boie in der Kritik stand, hat sich gegen eine zukünftige Nutzung von KI bei Illustrationen ausgesprochen. Penguin Random House (PRH), der weltweit größte Publikumsverlag, verbietet künftig ausdrücklich die Nutzung seiner Bücher zum Training von KI-Systemen. In allen neuen und nachgedruckten Titeln wird ein aktualisierter Urheberrechtshinweis diesen Schutz klar festlegen. Laut The Bookseller ist PRH damit der erste große englischsprachige Verlag, der diesen Schritt geht.
Worauf Eltern achten sollten
Gerade für Kinder ist es wichtig, Geschichten zu lesen, die mit Sorgfalt, Fachwissen und dem Herz „echter“ Autor*innen und Illustrator*innen entstanden sind. Künstliche Intelligenz kann vieles, aber sie kann kein echtes Einfühlungsvermögen und keine menschliche Kreativität ersetzen. Deshalb lohnt es sich, bewusste Entscheidungen beim Bücherkauf zu treffen. Eltern sollten bei der Auswahl der Bücher überprüfen, woher das Buch tatsächlich stammt. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, im Buchladen vor Ort einzukaufen, da hier Bücher sorgfältig ausgewählt, geprüft und oft auch persönlich empfohlen werden. KI-generierte Bücher ohne Qualitätskontrolle haben dort bisher keinen Platz.
Quellen und weiterführende Informationen
Burmeister, J. (2025): Wie Künstliche Intelligenz den Kinderbuchmarkt überrollt
https://www.swr.de/swrkultur/literatur/wie-der-kinderbuchmarkt-von-ki-ueberrollt-wird-100.html . (21.05.2025)
Donath, A. (2024): Verlagshaus druckt KI-Nutzungsverbot in Bücher. https://www.golem.de/news/penguin-random-house-verlagshaus-druckt-ki-nutzungsverbot-in-buecher-2410-190000.html . (21.05.2025)
Kindermann Verlag (2024): „Nein“ zu Künstlicher Intelligenz (KI) im Bilderbuch! https://www.kindermannverlag.de/nein-zu-kuenstlicher-intelligenz-ki-im-bilderbuch/ . (21.05.2025)
Kohrs, P. (2025): Die KI, der Bestsellerautor? https://www.spiegel.de/deinspiegel/kinderbuecher-bei-amazon-ki-generierte-bestseller-mit-fragwuerdigen-covern-a-ee975223-7b85-46df-8ad6-710522e8a184 . (21.05.2025)
Kühlberg, J. (2025): KI-generierte Kinderbücher in Amazons Bestsellerlisten? https://www.tagesschau.de/kultur/kinderbuecher-amazon-ki-100.html . (21.05.2025)
NDR (2025): KI-Kinderbücher erobern Amazon: Verlagen kämpfen gegen „Fake und Schrott“ https://www.ndr.de/kultur/buch/KI-Kinderbuecher-erobern-Amazon-Fast-Food-Literatur,kinderbuecher320.html . (21.05.2025)
Vorherr, C. (2024): Illustration: Oetinger schließt Nutzung generativer KI-Tools aus.https://www.boersenblatt.net/news/verlage-news/illustration-oetinger-schliesst-nutzung-generativer-ki-tools-aus-350863 . (21.05.2025)