„Papa liest für mich“ – Eine Kooperation der JVA Heimsheim und dem IfaK

Das IfaK ist ein interdisziplinäres Projekt, das von Studierenden verschiedener Studiengänge getragen wird. Hier dreht sich alles um Kindermedien: Bücher, Apps, Serien oder Hörspiele werden analysiert. So entsteht zum Beispiel jeden Monat das „Hörmedium des Monats“, in dem ein ausgewähltes Hörbuch besprochen und empfohlen wird. Im Mittelpunkt stehen dabei kreative Ideen, neue Perspektiven und die Frage, wie Medien für Kinder spannend, kindgerecht und sinnvoll umgesetzt werden können. Auch die Zusammenarbeit mit der JVA Heimsheim ist aus dieser Haltung heraus entstanden – als ein Projekt, das Geschichten nutzt, um Verbindung zu schaffen.
Mit Geschichten Nähe schenken
Bereits zum zweiten Mal fand das Projekt “Papa liest für mich” statt. Ziel war es, eine Brücke zu schlagen – durch Sprache, durch Geschichten, durch persönliche Worte. Insgesamt elf inhaftierte Väter beteiligten sich an dem Projekt. Sie lasen Kinderbücher oder selbstgeschriebene Geschichten laut vor, zum Teil auf Deutsch, zum Teil in ihrer Muttersprache, und das IfaK zeichnete alles auf.
Dabei entstanden Tonaufnahmen, die weit mehr als nur reine Erzählungen waren. Viele nutzten die Gelegenheit, ihren Kindern neben der Geschichte auch eigene Botschaften mitzugeben: kleine Worte der Ermutigung, persönliche Grüße oder einfach ein „Ich denke an dich“. Für die Kinder waren es vertraute Stimmen, die – trotz räumlicher Distanz – für einen Moment Nähe schufen und zeigten: Papa ist da, denkt an mich, spricht zu mir.
Die technische und mediale Umsetzung übernahmen Studierende des IfaK. Sie begleiteten die Väter während der Aufnahmen mit viel Einfühlungsvermögen, übernahmen die Tonaufzeichnung, die Nachbearbeitung und sorgten dafür, dass die fertigen Audiodateien schließlich über die JVA an die Familien weitergegeben werden konnten. Unterstützt wurden sie dabei von engagierten Sozialarbeiter*innen und der Anstaltsleitung, die einen geschützten und vertrauensvollen Rahmen ermöglichten.
Für die Studierenden war das Projekt nicht nur eine praktische Übung in Medienproduktion, sondern auch eine persönliche Erfahrung. Nach den Tonaufnahmen erhielten sie bei einer Führung durch die JVA Heimsheim Einblicke in den Haftalltag – vom Justizbus bis zum besonders gesicherten Haftraum (bgH). Dieser ist bewusst reizarm gestaltet und dient dem Schutz inhaftierter Personen, die in akuten Ausnahmezuständen eine Gefahr für sich oder andere darstellen. Die Ausstattung – etwa eine Matratze, spezielle Decke und ein Leibchen – verhindert selbstverletzendes Verhalten und ermöglicht in der Regel eine schnelle Beruhigung. Der Besuch hinterließ bei vielen einen bleibenden Eindruck. Es war ein seltsames Gefühl die JVA am Nachmittag zu verlassen – in dem Wissen, dass für die rund 520 Inhaftierten die Gefängnismauern auf absehbare Zeit Realität bleiben.