Atmen Sie einmal tief ein und wieder aus. Wie fühlt sich das an? Was spüren Sie in Ihrem Bauch? In Ihrer Nase? Welche Geräusche nehmen Sie genau in diesem Moment in Ihrer Umgebung wahr?

Achtsamkeit gewinnt im heutigen schnellen Alltag eine immer größere Bedeutung. Gerade in stressigen, turbulenten Zeiten kann eine Übung wie die obige helfen, Entspannung zu finden und etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Auch für Kinder ist dieses Thema bereits von großer Relevanz. 

Wussten Sie, dass es für Kinder ebenso wie für Erwachsene besondere digitale Achtsamkeitsangebote gibt? Mit diesem Beitrag möchten wir das Thema Achtsamkeit und Meditation in Bezug auf Kinder betrachten und Ihnen vier Achtsamkeits-Apps vorstellen, die entweder komplett für Kinder entwickelt worden sind, oder einen zusätzlichen Fokus auf Kinder legen. Eine besondere Bonus-App möchten wir Ihnen dabei nicht vorenthalten.

Was ist die Definition von Achtsamkeit?

Was genau bedeutet der Begriff Achtsamkeit? Achtsam zu sein heißt, sich des Augenblicks bewusst zu sein. Es wird ein bewusster Fokus auf das Hier und Jetzt gelegt und als innere Haltung gepflegt. Dabei ist es wichtig, nicht wertend zu sein. Durch Achtsamkeit ist es möglich, Körperempfindungen, Gefühle, Gedanken und weitere Wahrnehmungen so zu akzeptieren, wie sie im Moment auftreten. Diese Einstellung kann sich auf das ganze Leben ausbreiten und es ermöglichen, das Leben bewusster wahrzunehmen und zu gestalten. 

Achtsamkeit hilft vor allem auch dabei, sich selbst besser kennenzulernen und beispielsweise Gewohnheiten in den eigenen Reaktionen zu erkennen und diese möglicherweise zu hinterfragen. 

Meditation eignet sich als Achtsamkeitstraining, da in dieser ebenso das Hier und Jetzt im Vordergrund steht. Es gibt viele verschiedene Meditationsformen, bei denen es häufig darum geht, eine einzige Sinneswahrnehmung mit voller Aufmerksamkeit zu beobachten. Dies kann zum Beispiel das Gefühl der Luftzirkulation in den Nasenflügeln oder das Gefühl der Fußsohlen auf dem Boden beim Gehen und Stehen sein. Störende Gedanken werden dabei mit viel Mitgefühl nach und nach abgelenkt.

Achtsamkeit und Wissenschaft

Viele Menschen verbinden Achtsamkeitsübungen mit Religion und Spiritualität. Achtsamkeit ist definitiv ein unbestreitbarer Teil religiös-spiritueller Traditionen. Aber unabhängig von der Weltanschauung ist sie neutral und für jeden Menschen umsetzbar. 

Darüber hinaus sind die Themen Achtsamkeit und Meditation mittlerweile gut erforscht. So zeigt z. B. eine Studie von Davidson et al. aus dem Jahr 2003, dass sich Achtsamkeitsmeditation signifikant positiv auf das Gehirn und sogar auf die Immunfunktion auswirkt.

Eine besondere Bedeutung für die moderne Achtsamkeit in der westlichen Welt spielt Jon Kabat-Zinn, der auch an der genannten Studie mitwirkte. Er ist emeritierter Medizinprofessor an der University of Massachusetts Medical School mit einem Doktortitel in Molekularbiologie. Mit seinem international erfolgreichen Programm MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) erschuf er einen Meilenstein und vereint Achtsamkeit und Wissenschaft. 

Bedeutung von Achtsamkeit und Meditation für Kinder

Der positive Nutzen von Achtsamkeitsübungen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und das Stresslevel ist auch für Kinder groß. Besonders in stressigen Situationen wie z. B. in der Schule, bei Umbrüchen im sozialen Umfeld oder ausgelöst durch digitale Medien. Wie bereits genannt, ist Achtsamkeit für jeden Menschen umsetzbar – unabhängig vom Alter.

Besonders bedeutend für Kinder ist das Thema unter anderem, weil sie so bereits in jungen Jahren positive Gewohnheiten für das ganze Leben etablieren können. Auch aus wissenschaftlicher Sicht ist dies sinnvoll. Fähigkeiten wie Konzentration werden im präfrontalen Cortex des Gehirns gesteuert. Dieser Bereich des Gehirns entwickelt sich in der Kindheit am schnellsten. Achtsamkeit beeinflusst Fähigkeiten im präfrontalen Cortex und kann daher die Entwicklung des Kindes positiv formen und bspw. die Geduld eines Kindes unterstützen. 

Gerade im Schulkontext profitieren Schüler*innen durch Meditation und Achtsamkeit darüber hinaus von gestärktem Mitgefühl, da sie durch die Auseinandersetzung mit sich selbst lernen, sich ebenfalls besser mit dem Gemütszustand anderer auseinanderzusetzen.

Auch die Bedeutung des Themas Achtsamkeit in Bezug auf negative Emotionen bei Kindern ist sehr groß. Achtsamkeit kann Kindern dabei helfen, trotz dieser weiterzumachen und ihren Fokus auf Empfindungen zu lenken, die sie nicht verärgern oder anderweitig belasten.

Das Vorleben von Elternseite spielt, was Achtsamkeit betrifft, eine große Rolle. Denn Achtsamkeit wird einem Kind am besten nähergebracht, wenn man sie selbst verkörpert. Außerdem ist der Umgang mit Kindern auch für Eltern und Pädagog*innen schließlich nicht immer leicht und kann Stress verursachen. 

Wir wünschen Ihnen daher viel Spaß mit den folgenden Apps und Ihnen und Ihrem Kind oder den Kindern in Ihrem Umfeld viel Entspannung und Wohlbefinden. Alle Apps sind sowohl im Google Play Store als auch im Apple App Store erhältlich und kostenlos herunterzuladen.

App 1: BuddhaBoo

Das Unternehmen hinter BuddhaBoo wurde 2019 vom Würzburger Martin Rademacher gegründet. Die App beinhaltet u. a. Meditationen, Fantasiereisen, Schlafgeschichten, Klangreisen und Yogaeinheiten. Ebenfalls enthalten ist ein Achtsamkeitstagebuch, in welchem Platz für tägliche Gedanken, Gefühle und Dankbarkeit ist. Datenschutzrechtlich bietet die App den Vorteil, dass sich die Server in Deutschland befinden. Werbeanzeigen gibt es in der App nicht. Zudem eignet sich BuddhaBoo auch besonders gut für die Verwendung in Schulen und ist für Lehrkräfte kostenfrei. Im Online-Shop sind weitere Lehrmaterialien sowie ein Vorlesebuch erhältlich. 

Besonders kinderfreundlich wird BuddhaBoo durch Gamification-Aspekte. Ständiger Begleiter ist das Affen-Maskottchen Boo.

App 2: Calm

Vielleicht kennen oder nutzen Sie oder Bekannte von Ihnen die App Calm bereits. Hierbei handelt es sich um die führende App für Meditation und Schlafverbesserung. Gegründet wurde Calm im Jahr 2012 von Alex Tew und Michael Acton Smith und wurde seitdem schon über 30 Millionen Mal heruntergeladen. Calm wurde anders als BuddhaBoo nicht in erster Linie für Kinder entwickelt, enthält aber eine Schaltfläche speziell für Kinder. In dieser befinden sich Schlafgeschichten und Achtsamkeitsprogramme für Kinder sowie Klangwelten. 

App 3: 7Mind

Auch 7Mind ist unter Erwachsenen bereits eine beliebte Achtsamkeits- und Meditations-App. Die App beinhaltet verschiedene Kurse zu Themen wie Schlaf, Resilienz oder Muskelentspannung. Vier spezielle Kurse können Erwachsene dabei von der Krankenkasse erstatten lassen. Für Kinder wurde der Kurs 7Mind Kids & Schule von der Psychologischen Pädagogin und Achtsamkeitsexpertin Vera Kaltwasser entwickelt. Kinder lernen durch den Kurs u. a. Ängste (im sozialen Umfeld) abzubauen, Vorurteile zu reduzieren, Dankbarkeit zu kultivieren sowie besser einzuschlafen und sich besser zu konzentrieren. Geeignet ist der Kurs für Kinder und Jugendliche zwischen acht und zwölf Jahren.

App 4: Aumio 

Ähnlich wie BuddhaBoo ist Aumio sehr kindgerecht gestaltet und beinhaltet Gamification-Aspekte. Die App verwendet ein Weltraum-Thema und ein Maskottchen namens Aumio, das ein außerirdisches Wesen ist. Anhand der Zielsetzungen Schlaf, Gefühle verstehen, Stark sein und Runterkommen gehen Kinder mit Aumio auf eine persönliche Reise rund um ihre mentale Gesundheit. Enthalten sind dabei u. a. Meditationen, Fantasiereisen und Mut-Mach-Geschichten. Ähnlich wie bei 7Mind wird auch mit Krankenkassen kooperiert, darunter z. B. die Techniker Krankenkasse und die Allianz Krankenversicherung. Aumio ist wie BuddhaBoo werbefrei, als deutsches Unternehmen (Ausgründung der Freien Universität Berlin) DSGVO-konform und es kann ein Schulpaket angefordert werden. Zudem gibt es einen kostenlosen Kita-Zugang. Die App wird für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren empfohlen.

Bonus-App: Breathe, Think, Do with Sesame

Als kleinen Bonus möchten wir ebenfalls die App Breathe, Think, Do with Sesame erwähnen. Da die App in englischer Sprache ist, ist sie nicht unbedingt für jedes Kind verständlich. Eine spanische Spracheinstellung ist allerdings vorhanden. Das Besondere an der App ist, dass sie Kindern mit einem Monster aus der Sesamstraße sehr spielerisch und interaktiv konkrete, frustrierende Alltagsmomente und deren Lösungsmöglichkeiten näherbringt. Dazu gehören das Anziehen der Schuhe, der Abschied von Eltern, das Einstürzen eines Bauklötzchen-Turms, das Anstehen in einer Schlange sowie die Angst beim Einschlafen in der Dunkelheit. In einem separaten Eltern-Bereich der App sind darüber hinaus weiterführende Informationen und Strategien für Eltern enthalten.

Achtsamkeit ab heute im Alltag integrieren

Egal ob morgens, mittags oder abends, zu Hause oder in der Schule, drinnen oder draußen – Achtsamkeit ist ein positiver Begleiter im Leben eines Kindes. Diese fünf Apps bieten auf verschiedene Art und Weise übersichtliche und kreative Inspiration zur aktiven Umsetzung von Achtsamkeitsübungen. Weitere App-Empfehlungen für Kinder finden Sie hier.

Wenn Sie noch eine konkrete Aktivität für den nächsten Familienausflug oder eine Kindergartenaktivität suchen: Wie wäre es mit einer Achtsamkeits-Schnitzeljagd? Ein gutes Beispiel dafür, wie vielfältig Achtsamkeitsübungen sein können, auch ohne Smartphone. Wir wünschen viel Freude beim Ausprobieren!

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