Digitales Stresserleben bei Kindern und Jugendlichen

Das Smartphone ist aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Mit Freund*innen kommunizieren, Musik hören, kurz etwas im Internet nachschauen, sich vernetzen – das Smartphone bietet viele Möglichkeiten. Doch laufend eintreffende Nachrichten, die eine ständige Erreichbarkeit einfordern, haben auch ihre Schattenseiten: Sie können digitalen Stress auslösen.
Was ist digitaler Stress?
Die Professur für Entwicklungspsychologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg führt momentan eine Studie durch, die sich mit dem Zusammenhang digitaler Medien und dem Stressempfinden von Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Digitaler Stress wird in dieser Studie definiert als Stress, „der durch den Kontakt zu digitalen Technologien und Medien ausgelöst wird“ (Nieding (o.J.): Fragebogenstudie Digitales Stresserleben).
Kinder und Jugendliche im Umgang mit digitalen Medien
Auch vor Kindern und Jugendlichen macht der Stress im Umgang mit digitalen Medien nicht Halt, wie verschiedene Studien zeigen: Eine österreichische Studie im Auftrag von Safer Internet aus dem Jahr 2019 zeigt, dass mehr als einem Drittel (35%) der zwischen elf und 17 Jahre alten Befragten die digitalen Geräte manchmal zu viel werden. Auch die Studie der Schwenninger Krankenkasse und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“ fand heraus, dass sich 28% der 14- bis 17-Jährigen sehr stark oder ziemlich stark durch digitale Medien gestresst fühlen.
Dabei spielen verschiedene Aspekte eine Rolle: Die ständige Erreichbarkeit und vor allem der damit verbundene Druck, möglichst schnell, überall und jederzeit auf Nachrichten reagieren zu müssen, tragen bei Kindern und Jugendlichen zu einem hohen Stresslevel bei. Der Gruppenzwang und die gegenseitigen Erwartungshaltungen verstärken den „Antwortstress“ zusätzlich. So stimmen viele Befragte der Sorge zu, etwas verpassen zu können, wenn sie nicht online sind. Aber auch die Vielzahl an Ablenkungsmöglichkeiten, die digitale Medien bieten, tragen in hohem Maße zu dem Stressempfinden der Kinder und Jugendlichen bei; ebenso wie die allgemeine Informationsflut, die einen über digitale Geräte erreicht. Dieser Stress, der durch die digitalen Medien zustande kommen kann, zeigt sich unter anderem deutlich im Schlafverhalten: Schlafmangel, Einschlafprobleme, Erschöpfung oder Gereiztheit können Symptome gestresster Kinder und Jugendlicher sein.
Tipps gegen digitalen Stress
Um Stress durch digitale Medien einzudämmen oder präventiv vorzubeugen, gibt es einige hilfreiche Maßnahmen, die ergriffen werden können. Eltern kann dabei bei der Unterstützung ihrer Kinder eine wichtige Rolle zukommen, auch technische Möglichkeiten können eingesetzt werden. Nicht zuletzt ist der bewusste Umgang mit digitalen Medien ein wichtiger Aspekt.
Was Eltern tun können:
Wichtig beim Umgang von Kindern und Jugendlichen mit digitalen Medien ist, nicht ausschließlich auf Verbote zu setzen – was verboten ist, erscheint umso interessanter. Gemeinsam erarbeitete Regeln allerdings können für Kinder und Jugendliche eine hilfreiche Struktur bieten: Gehen Sie auf die Bedürfnisse Ihrer Kinder ein und legen gemeinsam Vereinbarungen zur Nutzung digitaler Medien fest, genauso aber auch medienfreie Zeiten. Insbesondere rund um die Schlafenszeit sollten klare Vereinbarungen über die Nichtnutzung des Smartphones getroffen werden.
Eltern fällt aber nicht nur als „Rahmengeber“ eine wichtige Rolle zu – insbesondere als Vorbild können Eltern in der Mediennutzung ihrer Kinder Wichtiges bewirken. Befragte Jugendliche äußern häufig Unzufriedenheit über die Handynutzung ihrer Eltern, wenn diese sich mehr mit ihren digitalen Geräten als mit ihren Kindern beschäftigen. Leben Eltern ihren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien vor, haben Kinder und Jugendliche einen Anhaltspunkt, an dem sie sich orientieren können.
Technische Möglichkeiten:
Mittlerweile verfügen viele digitale Geräte selbst bereits über Funktionen, die Mediennutzung zu regulieren und so dauerhaften Stress zu vermeiden: Die Flugmoduseinstellung, Nicht-Stören-Funktionen oder die Deaktivierung von Benachrichtigungen können zu einem bewussteren und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien verhelfen. Auch Apps, mit denen ein Überblick über die eigene Bildschirmzeit gewonnen oder die Nutzungszeit einzelner Apps begrenzt werden kann, können als wichtiges Hilfsmittel dienen.
Bewusster Umgang:
Die Studie der Schwenninger Krankenkasse und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“ zeigt den wesentlichen Unterschied zwischen Befragten, die sich durch digitale Medien gestresst fühlen und denjenigen, bei denen dies nicht der Fall ist: Letztere nehmen sich häufiger digitale Auszeiten und dies wann und so oft sie möchten. Sich bewusst Offline-Zeiten einzuplanen und Online-Tätigkeiten in bestimmten Zeitfenstern zu erledigen, kann also eine hilfreiche Methode sein, um das digitale Stresserleben zu reduzieren.
Quellenangaben und weiterführende Informationen:
Die Schwenninger Krankenkasse & Stiftung Die Gesundarbeiter (2019, September): Zukunft Gesundheit 2019: Jungen Bundesbürgern auf den Puls gefühlt. URL: https://www.vividabkk.de/fileadmin/user_upload/Presse/Studien/PDF/SKK_190926_Studie_Zukunft-Gesundheit-2019_PDF_Web.pdf (27.01.2021)
Helmreich, Kathrin (2019, 05. Februar): Immer mehr Jugendliche im digitalen Zeitstress. URL: https://www.mimikama.at/aktuelles/jugendliche-im-digitalen-zeitstress/ (27.01.2021)
Nieding, Gerhild (o.J.): Fragebogenstudie Digitales Stresserleben. URL: https://www.psychologie.uni-wuerzburg.de/paepsy/entwicklungspsychologie/infos-fuer-eltern-studienteilnehmerinnen/fragebogenstudie-digitales-stresserleben/ (27.01.2021)
Saferinternet.at (2019, 04. Februar): Neue Studie: Immer mehr Jugendliche im digitalen Zeitstress. URL: https://www.saferinternet.at/news-detail/immer-mehr-jugendliche-im-digitalen-zeitstress/ (27.01.2021)
Saferinternet.at (2019, 06. Februar): Lifehacks gegen den digitalen Zeitstress. URL: https://www.saferinternet.at/news-detail/lifehacks-gegen-den-digitalen-zeitstress/ (27.01.2021)
Wimmer, Barbara (2019, 04. Februar): Smartphones stressen immer mehr Jugendliche. URL: https://futurezone.at/digital-life/smartphones-stressen-immer-mehr-jugendliche/400397402 (27.01.2021)
Wimmer, Barbara (2019, 05. Februar): Tipps für Eltern: So ersparst du deinen Kinder digitalen Stress. URL: https://futurezone.at/digital-life/tipps-fuer-eltern-so-ersparst-du-deinen-kindern-digitalen-stress/400397756 (27.01.2021)
Bildquellen:
Titelbild: geralt. (15.10.16). URL: https://pixabay.com/de/illustrations/hektik-frau-gesicht-pfeile-stress-1738072/
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