Der Begriff Nachhaltigkeit umfasst einen großen Themenkomplex. Dazu gehören beispielsweise Umwelt- und Naturschutz im Allgemeinen, Klimaschutz, Recycling oder Müllvermeidung, aber auch Themen wie soziale Gerechtigkeit und fairer Handel. Viele dieser Themen werden auch in Medien für Kinder aufgegriffen. Nicht nur Sachbücher und Wissenssendungen beschäftigen sich mit Nachhaltigkeitsthemen, sondern auch erzählende Literatur oder Spielfilme integrieren das Thema Nachhaltigkeit in die Geschichten.

Welche Relevanz hat das Thema Nachhaltigkeit in Kindermedien?

Dass Kinder sich für das Thema interessieren, zeigt etwa der Kinder-Medien-Monitor 2023, eine Studie zur Mediennutzung von Kindern, die jedoch auch einige andere Bereiche betrachtet. So gaben rund 64 % der über 2.000 Befragten im Alter von sechs bis 13 Jahren an, in der Familie über Umweltschutz zu reden, mehr als die Hälfte machte sich Sorgen wegen des Klimawandels. Ebenso gab die Mehrheit der Kinder an, Plastik zu vermeiden und Müll richtig zu trennen. Auf andere Dinge im Themenbereich Nachhaltigkeit legten sie dabei jedoch weniger Wert: So war es nur einem knappen Drittel der Kinder wichtig, dass zu Hause Bio-Produkte verwendet wurden, weniger als ein Viertel gab an, den Fleischkonsum reduzieren zu wollen.

Durch die Darstellung von Nachhaltigkeitsthemen in verschiedenen Medien können zusätzlich auch Kinder damit in Berührung kommen, in deren Alltag diese Themen bisher keine Rolle spielen. Wie die KIM-Studie 2022 feststellte, sehen 92 % der Sechs- bis 13-Jährigen mindestens einmal pro Woche fern, immerhin 52 % lesen mindestens einmal pro Woche ein Buch oder bekommen eines vorgelesen. Die meisten Kinder lassen sich also nach wie vor auf diesen Wegen erreichen.

In verschiedenen Studien zu anderen Themenbereichen konnte bereits gezeigt werden, dass Kinder und Jugendliche durch die Medien, die sie konsumieren, beeinflusst werden. So wird beispielsweise der Tabak- und Alkoholkonsum von Jugendlichen nicht nur durch direkte Werbung, sondern auch durch Filme, in denen der Konsum dargestellt wird, beeinflusst (Morgenstern, 2023). Auch bei Kindern im Vorschulalter, denen Bücher vorgelesen werden, lässt sich ein Einfluss durch diese Bücher feststellen. Kinder, die in einer Studie vor allem mit Büchern in Kontakt kamen, in denen bestimmte Berufe vorgestellt wurden, konnten anschließend nicht nur mehr Berufe nennen als die Kontrollgruppe, sondern hatten auch eine bessere Vorstellung von den Tätigkeiten als zuvor (Brüggemann et. al., 2015).

Der Schluss liegt also nahe, dass auch beim Thema Nachhaltigkeit die Darstellung in verschiedenen Medien nicht nur das reine Wissen, sondern auch das Verhalten von Kindern und Jugendlichen beeinflussen kann. Möglicherweise kann durch die Darstellung positiver Handlungen ein Beitrag dazu geleistet werden, Kinder und Jugendliche zu nachhaltigem Handeln anzuregen, etwa durch Geschichten, in denen die Charaktere sich für Umwelt- oder Tierschutz engagieren. Nicht zuletzt würde das einen Beitrag zur UNESCO-Kampagne Bildung für Nachhaltige Entwicklung leisten, die unter anderem dabei helfen soll, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen.

Beispiele für die Darstellung von Nachhaltigkeit in Kindermedien

Eine Medienart, in der das Thema Nachhaltigkeit immer wieder eine Rolle spielt, sind Sachbücher. So gibt es etwa in der „Was ist was“-Reihe des Tessloff-Verlags Titel wie „Natur: Erforschen und schützen“, „Klima: Eiszeiten und Klimawandel“ oder „Nachwachsende Rohstoffe: Mit Pflanzen-Power in die Zukunft“, die bestimmte Themen, die mit Nachhaltigkeit zusammenhängen, betrachten und erklären. Zusätzlich steht auf der Website eine Broschüre über Recycling zum Download bereit.

Auch Wissenssendungen greifen das Thema häufig auf. Dabei gibt es einerseits Sendungen, die sich in jeder Folge mit einem neuen Thema beschäftigen und dabei hin und wieder eine Folge zu einem Nachhaltigkeitsthema senden, andererseits gibt es aber auch ganze Sendungen, die sich mit einem Thema aus dem Bereich Nachhaltigkeit beschäftigen. Ein Beispiel dafür ist die Sendung CheXpedition auf KiKa, in der Moderator Julian sich in jeder Folge mit einem anderen Thema aus dem Bereich Nachhaltigkeit beschäftigt.

Doch auch in Geschichten spielt Nachhaltigkeit immer wieder eine Rolle. So hilft etwa Conni, eine der wohl bekanntesten Kinderbuchheldinnen Deutschlands, in einem Buch beim Naturschutzbund und lernt in einem der Bilderbücher etwas über Müll. Auch im Film Conni & Co. 2 spielt das Thema Naturschutz eine Rolle. Ein weiteres Beispiel ist die Buchreihe Die Grünen Piraten, Umweltkrimis, in denen in jedem Band ein neues Thema aus dem Bereich Umwelt- und Naturschutz behandelt wird. Die meisten dieser Geschichten beschränken sich allerdings auf einfach greifbare Themen, die sich zudem in einem eher begrenzten lokalen Rahmen abspielen.

Gerade für Jugendliche gibt es auch viele Bücher, Serien oder Filme, die das Thema Klimawandel und Umweltzerstörung aus einer dystopischen Perspektive aufgreifen. Beispiele dafür sind etwa 2084 – Noras Welt von Jostein Gaarder, in dem die Protagonistin in ihren Träumen eine Welt als Folge der Klimakatastrophe erlebt, oder Dry von Neal Shusterman, in dem die Wasserversorgung in Kalifornien versiegt und die Charaktere mit den Folgen umgehen müssen. Ob diese Art der Geschichten jedoch zu einem nachhaltigeren Handeln anregt, ist fraglich: Wirksamer sind auf jeden Fall Charaktere, die als Vorbild dienen und zugleich die Kinder begeistern (Greiner, 2019).

Fazit und Ausblick

Das Thema Nachhaltigkeit ist und bleibt relevant, auch für Kinder. Um diese zu nachhaltigem Handeln anzuregen, können entsprechende Medien eine Rolle spielen – allerdings sind, wie oben festgestellt, nicht alle Geschichten dafür geeignet. Es wäre wünschenswert, wenn in den nächsten Jahren weitere Bücher oder Filme auf den Markt kämen, die Kindern als Vorbild zu nachhaltigem Handeln dienen können, indem sie ihnen Figuren bieten, mit denen sie sich identifizieren können und die ihnen Handlungsmöglichkeiten aufzeigen (vgl. Greiner, 2019).

In Zukunft könnten auch Influencer*innen eine größere Rolle dabei spielen. Wie unter anderem die KIM-Studie feststellt, ist der größte Teil der Kinder und Jugendlichen auf Social Media aktiv, einige nennen auch konkrete Personen aus den sozialen Medien als Vorbilder. Persönlichkeiten, die auf diesen Plattformen nachhaltiges Handeln vorleben, könnten ebenfalls als Vorbild dienen und Kinder und Jugendliche zu mehr Nachhaltigkeit in ihrem eigenen Leben anregen.