Kinderrechte im digitalen Raum
Ob im Alltag oder in der Schule, digitale Medien sind zu einem essentiellen Bestandteil der Kindheit geworden und aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Zum verantwortungsvollen Umgang mit diesen Medien gehört es allerdings auch, persönliche Rechte und Grenzen im digitalen Raum zu kennen. Für Eltern ist es aus diesem Grund wichtig, mit Kindern über ihre Rechte zu sprechen. Sie sollen lernen, sich selbst im Internet zu schützen und Gefahren eigenständig zu erkennen.
Warum ist es wichtig, Kinder über ihre Rechte im digitalen Raum aufzuklären?
Die Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen steigt seit vielen Jahren fortlaufend an, wie auch ein Vergleich der KIM-Studien der letzten Jahre sichtbar macht. Eine ausführliche Analyse der KIM-Studie diesbezüglich finden Sie in diesem Beitrag.
Kinder der Generationen Z und Alpha werden häufig als Digital Natives bezeichnet, weil sie, anders als frühere Generationen, von Geburt an in der digitalen Welt aufwachsen und diese anders wahrnehmen als frühere Generationen. Neben der zahlreichen Chancen, die diese Entwicklung mit sich bringt, zeigen sich auch fortwährend neue Gefahren, gerade im Hinblick auf die Missachtung von Kinderrechten.
Im Umgang mit digitalen Medien sind sechs Kinderrechte der UN Kinderrechtskonvention von zentraler Bedeutung:
- Zugangsfreiheit,
- Meinungs- und Informationsfreiheit,
- das Recht auf Versammlung und Vereinigung,
- das Recht auf Teilhabe,
- Privatsphäre und Datenschutz,
- das Recht auf Bildung und Medienkompetenz sowie
- Schutz und Sicherheit.
Diese unterscheiden sich hierbei nicht wesentlich von Rechten, die auch Erwachsenen zustehen, jedoch gilt gerade bei Kindern ein besonderes Augenmerk auf dem letztgenannten Recht: Schutz und Sicherheit. Kinder sind sich im Allgemeinen vieler Gefahren nicht gewahr und auf den Schutz ihrer Erziehungsberechtigten, ihrer Lehrer*innen und letztlich auch auf den Schutz durch die Gesellschaft angewiesen. Schutz und Sicherheit sind elementare Rechte, die auch durch Eltern und Lehrer*innen nicht immer gewährleistet werden können. Aus diesem Grund ist es wichtig, Kinder mit ihren Rechten vertraut zu machen und ihnen Möglichkeiten der Gefahrenerkennung und Prävention, auch und explizit im digitalen Raum, an die Hand zu geben.
Laut der KIM-Studie von 2021 haben 72% der Erziehungsberechtigten die Sorge, dass ihre Kinder mit unangebrachten Inhalten in Berührung kommen könnten. Technische Hilfsmittel, um das zu verhindern, wie zum Beispiel das Einrichten von kindgerechten Konten, finden jedoch lediglich durch ein Viertel der befragten Eltern Anwendung.
Ausschlaggebend hierfür kann unter anderem ein Mangel an Aufklärung bei Erwachsenen im Hinblick auf Gefahren im Internet sein. Umso wichtiger ist es, Kinder sowie Eltern über Rechte und Schutzmaßnahmen im Umgang mit digitalen Medien aufzuklären.
Außerdem ist das Recht auf Schutz und Sicherheit eng mit dem Recht auf Privatsphäre verknüpft, was mitunter nicht selten von Eltern selbst gebrochen wird. Das Veröffentlichen von Kinderfotos auf sozialen Medien beispielsweise stellt ein potentielles Gefahrenrisiko dar und verstößt gleichzeitig zumeist gegen die Persönlichkeitsrechte von Kindern, speziell gegen das Recht auf Privatsphäre und das Recht am eigenen Bild. Allgemein wird davon ausgegangen, dass Kinder unter sieben Jahren die Bedeutung und Tragweite einer Veröffentlichung nicht einschätzen können, daher liegt die Entscheidungsverantwortung bei den Eltern. Bei Kindern zwischen sieben und 13 Jahren wird die Entscheidung im besten Fall von Eltern und Kindern gemeinsam getroffen.
Es ist wichtig Kindern klar zu machen, wie wertvoll die eigenen privaten Daten sind. Auch hier bietet es sich an, Kinder und Eltern gleichermaßen aufzuklären.
Wo können sich Eltern, Pädagog*innen und Interessierte informieren?
Kinderrechte.digital
Im April 2016 wurde vom Europarat die sogenannte Sofia-Strategie verabschiedet, eine Strategie zur gezielten Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Diese beinhaltet neben Themen wie Chancengleichheit, Teilhabe und Gewaltfreiheit auch die Digitalisierung der Lebenswelten von Kindern.
Im Zuge dieser Strategie analysiert das Projekt Kinderschutz und Kinderrechte in der digitalen Welt der Stiftung Digitale Chancen die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Alltag von Kindern und Jugendlichen sowie Schutz- und Präventionsmaßnahmen im Umgang mit digitalen Medien.
Mit dem Projekt verfolgt die Stiftung Digitale Chancen das Ziel “eine Strategie für kinder- und jugendpolitische Maßnahmen zu entwickeln und zur Umsetzung zu bringen, die zur Verwirklichung der Kinderrechte in allen Lebensbereichen und zu ihrem Schutz beiträgt sowie Kinder zur Wahrnehmung ihrer Rechte und zum Selbstschutz befähigt.”
Die zugehörige Projektwebsite Kinderrechte.digital klärt in regelmäßigen Beiträgen rund um das Thema Kinderrechte auf. Neben selbstverfassten, redaktionellen Inhalten bietet die Website eine umfangreiche Sammlung an wissenschaftlichen Studien, Leseempfehlungen und offiziellen Dokumenten, wie beispielsweise das Merkblatt zur EU-Strategie für die Rechte des Kindes der Europäischen Kommission.
Das Projekt Kinderschutz und Kinderrechte in der digitalen Welt wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Kindermedienland Baden-Württemberg
In Kollaboration mit dem SWR hat die Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg ein Bildungsprojekt konzipiert, das Aufklärung über medienspezifische Kinderrechte schafft.
Im Rahmen dessen wurde die Broschüre „Medienrechte für Kinder“ herausgegeben, in der unterschiedliche Rechte im Umgang mit digitalen Medien kindgerecht und in leicht verständlicher Sprache erklärt werden. Hilfreiche Tipps und Hinweise zu konkreten Online-Angeboten rund um das Thema Medienrechte sollen Kindern helfen, sich in der digitalen Landschaft zurechtzufinden, Risiken und Gefahren selbst zu erkennen und sich gegen sie wehren zu können.
Darüber hinaus bietet die Broschüre nützliche und informative Mustervorlagen für Mediennutzungsverträge, Datenschutzinformationen und Einverständniserklärungen, wie auch frei zugängliches Unterrichtsmaterial für Pädagog*innen. Das Unterrichtsmaterial eignet sich primär für Grundschulklassen der Stufen drei und vier.
Quellen und weiterführende Informationen
Deutsches Kinderhilfswerk. (2019). Zwischen Spielzeug, Kamera und YouTube. Wenn Kinder zu Influencern (gemacht) werden. https://www.dkhw.de/fileadmin/Redaktion/1_Unsere_Arbeit/1_Schwerpunkte/6_Medienkompetenz/6.14_Kinder-Influencer/Dossier_KinderinfluencerInnen.pdf. (06.02.2023)
Kindermedienland Baden-Württemberg. (o. D.). Medienrechte für Kinder – Kindermedienland Baden-Württemberg: Startseite.
https://medienrechte.kindermedienland-bw.de/de/startseite (06.02.2023)
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. (2021). KIM-Studie 2020. https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2020/KIM-Studie2020_WEB_final.pdf (06.02.2023)
Stiftung Digitale Chancen. (2023). Kinderrechte.digital.
https://kinderrechte.digital/index.cfm (06.02.2023)
SWR & Kindermedienland Baden-Württemberg. (2019). Medienrechte für Kinder : Ein Bildungsprojekt für Grundschulen. https://www.kindermedienland-bw.de/fileadmin/redaktion/kml/publikationen/medienrechte-broschuere-102.pdf (06.02.2023)
UNICEF. (2022). UN-Kinderrechtskonvention. Deutsches Komitee für UNICEF e.V.
https://www.unicef.de/informieren/ueber-uns/fuer-kinderrechte/un-kinderrechtskonvention (06.02.2023)