Interkulturelle Medienbildung
Medien spielen nicht nur in Deutschland eine große Rolle, sondern auch in anderen Ländern. Die interkulturelle Bildung hängt dabei aber oft eng mit sozialen Fragen zusammen. Nicht umsonst gehören Migrantenkinder- und jugendliche häufig zu den Verlierer*innen des deutschen Bildungssystems, da sich zu wenig mit geeigneten Fördermaßnahmen auseinandergesetzt wird. Eine dieser Fördermaßnahmen kann beispielsweise die interkulturelle Medienbildung sein, die sowohl die medienpädagogische Arbeit in der Schule als auch die außerschulische Kinder- und Jugendmedienarbeit umfasst. Interkulturelle Medienbildung spielt daher eine wichtige Rolle im Integrationsprozess und kann aktiv zu einem besseren interkulturellen Dialog beitragen.
Was ist interkulturelle Medienbildung?
Die interkulturelle Medienbildung oder auch interkulturelle Medienpädagogik bildet seit Ende der 1990er-Jahre einen eigenen Arbeitsschwerpunkt in der Medienpädagogik. Das Wort interkulturell bezeichnet dabei die Kommunikation zwischen mindestens zwei Menschen bzw. Menschengruppen aus unterschiedlichen Kulturen. Es geht vor allem darum, die Auseinandersetzung mit kulturellen Mustern und kulturellen Differenzen zu betonen.
Die interkulturelle Medienbildung entstand im Zuge der zunehmenden kulturellen Vielfalt der Gesellschaft und der Globalisierung im Bereich der Medienkommunikation, die hauptsächlich durch das Internet ermöglicht wird. Dadurch wurde auch vermehrt der Austausch zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen gefördert. Ebenfalls eine wichtige Rolle im Entstehungsprozess der interkulturellen Medienbildung spielt die Migrations- und Flüchtlingsthematik. Mehr zum Thema Medienpädagogik und ihren verschiedenen Ansätzen finden Sie auch in diesem Beitrag.
Ziele und Grundverständnis der interkulturellen Medienbildung
Ein wesentliches Ziel der interkulturellen Medienbildung ist unter anderem das Herstellen lebensweltlicher Bezüge, damit Erfahrungen aus unterschiedlichen kulturellen und sozialen Kontexten medial verarbeitet werden können. Gleichzeitig spielt das Einlassen auf Fremdes, Neues und Unbekanntes eine wichtige Rolle. Durch die Verwendung visueller und audiovisueller Medien wird auch der kreative Selbstausdruck gefördert. Zusätzlich trägt die interkulturelle Medienbildung dazu bei, dass das Selbstwertgefühl gestärkt und das soziale Lernen gefördert wird. Durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kulturen werden Kinder und Jugendliche auch dazu angeregt, ihre eigenen kulturellen Denkmuster zu reflektieren.
Zudem steht die Entwicklung von Kompetenzen zur Medienkritik, also das Durchschauen von medialen Wirkungs- und Manipulationsmöglichkeiten, im Fokus. Besonders die aktive Medienarbeit ist dafür geeignet, dass Kinder und Jugendliche lernen, ihre eigenen Bedürfnisse, Themen und Erfahrungen zu artikulieren. Auch die Verknüpfung von Sprach- und Medienkompetenzförderung ist wichtig, damit Kommunikationsformen und soziale Lernprozesse unterstützt werden. Kurz gesagt, geht es bei der interkulturellen Medienbildung hauptsächlich darum, die Anerkennung und den Respekt gegenüber anderen kulturellen Orientierungen zu fördern.
Chancen und Perspektiven
Durch die Vielzahl an globalen Medienangeboten sind Kinder und Jugendliche von unterschiedlicher kultureller Herkunft dazu in der Lage, eine Verbindung untereinander herzustellen. Die Medien schaffen nämlich Zugänge zu gemeinsamen Interessen und Inhalten und stellen somit ein Mittel zur Verständigung dar. Auch wenn Medien aktiv gestaltet werden, beispielsweise bei der Videoarbeit, kann die Verständigung durch globale Symbole und Bedeutungen schnell hergestellt werden. Eine weitere Perspektive, die die interkulturelle Medienarbeit bietet, ist, dass die eigene Herkunft nicht als Defizit gesehen wird, sondern als Stärke.
Die Medien sind außerdem dazu in der Lage, eine Brücke in die Heimat zu bilden, indem sie zu globalen Vermittlern und Begleitern werden und demnach überall zur Verfügung stehen. Da die primäre Heimat dort ist, wo man wohnt, spielt die Sprach- und Leseförderung natürlich auch eine große Rolle, damit die Kinder und Jugendlichen handlungsfähig bleiben. Allein auf Medien auszuweichen ist allerdings keine erfolgversprechende Strategie, um die Zukunft der Kinder und Jugendlichen zu sichern. Vielmehr sollten Medien als zusätzliche Mittel in der Schule eingesetzt werden, um beispielsweise die Sprachförderung zu unterstützen.
Interkulturelle Medienprojekte
Ein Beispiel für ein interkulturelles Kindermedienprojekt ist das Projekt Radiofüchse. Ziel des Projekts ist es, dass Kinder ihre eigenen Radiosendungen und Audio-Podcasts entwickeln. Kulturelle und soziale Vielfalt stehen dabei besonders im Fokus. Mehr über das Projekt können Sie in diesem Beitrag nachlesen.
Quellen und weitere Informationen
Bundeszentrale für politische Bildung (o. D.): Radiofüchse – das interkulturelle Kindermedienprojekt. https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/medienpaedagogik/medienkompetenz-datenbank/206453/radiofuechse-das-interkulturelle-kindermedienprojekt (13.10.2021)
Hugger, K.-U. / Hoffmann, D. (o. D.): Migration und Medien. https://www.gmk-net.de/wp-content/t3archiv/fileadmin/pdf/buch_medienbildung_einleitung.pdf (13.10.2021)
Moser, H. (o. D.): Interkulturelle Medienbildung. https://www.gmk-net.de/wp-content/t3archiv/fileadmin/pdf/buch_medienbildung_kapitel_interkulturelle.pdf (13.10.2021)
Neuß, N. (o. D.): Warum Medienpädagogik? https://www.dr-neuss.de/medienp%C3%A4dagogik/ (13.10.2021)
Niesyto, H. (2005): Chancen und Perspektiven interkultureller Medienpädagogik. https://horst-niesyto.de/wp-content/uploads/2020/10/2005_Niesyto_Interkulturelle_Medienpaedagogik_Vortrag_GMK-Forum-2005.pdf (13.10.2021)
Niesyto, H. (o. D.): Interkulturelle Medienbildung. https://horst-niesyto.de/interkulturelle-medienpaedagogik/ (13.10.2021)
Bildquellen
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