Was ist Medienpädagogik?

Was ist Medienpädagogik?
Als Institut für angewandte Kindermedienforschung beschäftigt sich das IfaK mit Medien und dem korrekten pädagogischen Umgang mit diesen, also mit Medienpädagogik. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem heutzutage oft herangezogenen Begriff? Dieser Frage wollen wir in unserem heutigen Beitrag nachgehen und die Grundlagen der Medienpädagogik erläutern.
Die Medienpädagogik ist einer der jüngeren Zweige der Pädagogik: Entstanden ist sie im letzten Jahrhundert mit dem Aufkommen von nicht-analogen Medien im Alltagsleben der Menschen. Vor allem der Aufschwung des Fernsehgeräts in den 1970er-Jahren spielte dabei eine Rolle; insgesamt wird seit den 1960er-Jahren von der Medienpädagogik als eigenständiger Disziplin gesprochen. Heute, im Zeitalter der Digitalisierung, ist die Medienpädagogik wichtiger und umfassender als je zuvor. Durch die schnellen technischen Fortschritte der Digitalisierung ist sie außerdem einem beinahe ständigen Wandel unterworfen. Immer aktuell zu bleiben ist für die Medienpädagogik daher besonders wichtig.
Die Voraussetzung für die Existenz der Medienpädagogik ist also die Mediatisierung (hierzu wird manchmal auch “Medialisierung” als Synonym verwendet) der Gesellschaft. Unter Mediatisierung versteht man die Ausrichtung der Gesellschaft und ihrer Handlungen am Mediensystem. Handlungen erfolgen demnach immer im Hinblick auf ihre medialen Auswirkungen. Heutzutage sind so gut wie alle gesellschaftlichen Teilsysteme mehr und mehr der Mediatisierung unterworfen – so also auch die Pädagogik, die Erziehung und die Bildung.
Kurz gesagt handelt es sich bei der Medienpädagogik um pädagogische Theorie und pädagogische Praxis in allen Bereichen mit Medienbezug. Damit gehört sie zu den Erziehungswissenschaften. Sie richtet sich dabei sowohl an einzelne Personen als auch an Gruppen innerhalb der Gesellschaft. Ihr Bezugsfeld schließt sämtliche nicht-analoge Medien, vom Fernsehgerät bis zum iPad, mit ein.
Medienpädagogik befasst sich mit der Rolle von Medien in Erziehung, Bildung und Sozialisation von Kindern und Jugendlichen. Zwar beschäftigt sich die Medienpädagogik auch mit der Erwachsenenbildung; jedoch nehmen Kinder und Jugendliche eine deutlich größere Rolle ein. Dabei geht die Medienpädagogik auf die Chancen und Möglichkeiten von Medien ein – wie beispielsweise Lernen durch Medien – aber auch auf die Risiken, die eine mediale Umwelt mit sich bringt, wie beispielsweise Mediensucht oder Cybermobbing.
Die Medienpädagogik ist für die Entwicklung eigener theoretischer und praktischer Ansätze darauf angewiesen, Erkenntnisse aus anderen Disziplinen zu erhalten. Ganz wichtig als Grundlage für die Medienpädagogik ist hierbei die Mediensozialisationsforschung. Diesebeschäftigt sich mit dem Medienalltag von Heranwachsenden und ihren Bezugspersonen und untersucht die Auswirkungen von Kindern und Jugendlichen auf Medien, sowie umgekehrt die Auswirkungen von Medien auf Kinder und Jugendliche. Damit liefert sie eine wichtige Basis für die eigene Arbeit der Medienpädagogik: Diese kann nur erfolgreich sein, wenn sie die alltägliche Medienwelt ihrer Zielgruppen mit einbezieht. Eine Medienpädagogik, die Medien und Heranwachsende rein im erzieherischen oder bildenden Kontext betrachtet, wäre unvollständig, da sie die Lebenswelt außer Acht ließe.
Konkrete Anwendungsgebiete der Medienpädagogik sind die Förderung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen, das Erkennen und Entwickeln kinder- und jugendgerechter Medienangebote und die produktive Integration von Medienangeboten in die Lebenswelten von Heranwachsenden. Außerdem hat die Medienpädagogik das Ziel, den Umgang von Heranwachsenden mit Medien sicher zu gestalten. Dabei ist es wichtig, nicht nur darauf zu achten, wie sich negative Effekte auf Kinder und Jugendliche durch Medien verhindern lassen. Produktiver ist die Würdigung von Medien als wichtige Ressource für Persönlichkeitsentwicklung und Bildung von Heranwachsenden.
Dabei lassen sich verschiedene Ansätze beobachten:
- Die bewahrende Medienpädagogik kümmert sich um den medialen Jugendschutz, aber auch um die Förderung kind- und jugendgerechter Medienangebote. Hierbei sollen die Heranwachsenden davor bewahrt werden, schädliche Medienangebote zu konsumieren, wodurch negative mediale Auswirkungen reduziert oder gänzlich verhindert werden sollen.
- Die reparierende Medienpädagogik geht hingegen davon aus, dass alle Heranwachsenden negativen medialen Auswirkungen unterworfen sind und diese nicht verhindert werden können. Hier geht es daher um Maßnahmen zur Verhinderung von Langzeitfolgen dieser negativen Auswirkungen. Dafür entwickelt die reparierende Medienpädagogik zum Beispiel Verarbeitungshilfen für Medienerfahrungen, die sich an die Heranwachsenden und deren erwachsene Bezugspersonen richten.
- Die aufklärende Medienpädagogik geht von dem Ansatz aus, dass Kinder und Jugendliche so viel wie möglich über Medien und Medienkonsum wissen müssen, um angemessen mit Medien umgehen zu können. Dadurch sollen Heranwachsende einen kritischen Standpunkt gegenüber Medien einnehmen können und sie somit durchschauen.
- Die alltagsorientierte Medienpädagogik verfolgt den Ansatz, dass Kinder und Jugendliche ihren eigenen Medienkonsum im Alltag reflektieren können sollten. Dabei kommen zum Beispiel Medientagebücher zum Einsatz. Die alltagsorientierte Medienpädagogik untersucht dabei negative und positive Medienerfahrungen gleichermaßen. Es geht dabei nicht um Idealzustände der alltäglichen Mediennutzung, sondern um den tatsächlichen Medienalltag der Heranwachsenden, der nicht unbedingt verändert, aber reflektiert werden soll.
- Die handlungsorientierte Medienpädagogik letztendlich setzt auf die Partizipation von Heranwachsenden in Medien. Sie entwickelt Konzepte, in denen Kinder und Jugendliche selbst Medien herstellen oder aktiv mit Medien arbeiten. Dadurch sollen Heranwachsende nicht nur als passive Konsumenten, sondern als aktive Produzenten auftreten und im Zuge dessen mit der Handhabung von Medien immer vertrauter werden.
Da Medienpädagogik in all ihren Ansätzen sowohl medienpädagogische Forschung als auch praktische Arbeit mit Menschen umfasst, ist sie ein weites Berufsfeld und kann in allen Bereichen zum Einsatz kommen, in welchen Heranwachsende und Medien existieren – vom eigenen Wohnzimmer bis zu Kindergarten und Schulen.
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