Tamagotchi- Der Vorreiter der virtuellen Haustiere
Was ist ein Tamagotchi?
Das Tamagotchi ist ein digitales Low-Tech-Spielzeug und war der erste Konsumartikel mit einem „artifical life“. Das Spielzeug wurde 1996 von Akihiro Yokoi von der Firma Wiz und Aki Maita von der Firma Bandai Inc`s auf den Markt gebracht. Das Wort Tamagotchi setzt sich aus den japanischen Worten für Ei („tamago“) und Uhr („uotchi“) zusammen. Das ursprüngliche Konzept des Spielzeugs war eine eierförmige Uhr, das Konzept hat sich jedoch geändert.
Bei dem Spielzeug handelt es sich um ein virtuelles Haustier in einem eierförmigen, tragbaren, technischen Apparat. Die Firma Bandai war als Japans Spitzenreiter der Spielzeug Firmen bekannt. Damals war die Firma zunächst unsicher mit der Veröffentlichung des innovativen Spielzeugs. Am Höhepunkt der Popularität des Tamagotchis wurde es jedoch als das weltweit berühmteste Spielzeug gekrönt.
Der Sinn des Spielzeugs ist es sein eigenes Haustier auszubrüten und es aufzuziehen. Die Grafik war ursprünglich schwarz-weiß und es gab keinen speicherbaren Spielstand. Dadurch lief das Programm oder lebte das Haustier im Hintergrund weiter. Da das virtuelle Haustier auf den Besitzer angewiesen ist, kann es wie ein Alarm Piepsen, um den Besitzer auf deren Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Es soll dabei viel Zeit für die Erziehung investiert werden, um den Tod des Tamagotchis zu verhindern. Als Belohnung für eine gute Versorgung des Haustiers, wird der Besitzer mit kleinen Herzchen und süßen Gesten des Schützlings entlohnt.
Das virtuelle Haustier
Die Charakteristik und Persönlichkeit des Tamagotchis passt sich der Qualität der Fürsorge und Erziehung des Nutzers an. Basierend auf dessen Entscheidungen und Handlungen kann der Nutzer eine besondere Beziehung zu seinem Schützling aufbauen. Durch Gründe, wie die Handhabbarkeit und die Mobilität, sowie die süße Grafik und Abhängigkeit des Haustiers, entwickelt der Nutzer eine emotionale Bindung zum Spielzeug.
Die pixelartige Kreatur ähnelt sehr uns bekannten Tieren, wie ein Hund oder ein Vogel. Der Unterschied hierbei ist, kleine ungewöhnliche Details, die das virtuelle Haustier besonders macht. Nicht nur deren Aussehen ähnelt die eines realen Tieres, sie ahmen auch ihr Verhalten nach. Sie benötigen ständige Aufmerksamkeit und sind auf ihren Besitzer angewiesen. Zu den Aufgaben eines Besitzers gehören: es zu füttern, zu säubern und mit ihm spazieren zu gehen.
Der mentale und körperliche Zustand des Wesens wird durch zusätzliche Icons gezeigt. Erschienen Herzen deutet dies auf Zuneigung und Liebe hin, erscheint jedoch ein totenkopfähnliches Symbol weißt dies auf Gefahr hin. Während ein schlafendes Tamagotchi mithilfe von „Zzzzz“ lautmalerisch gezeigt wird. Ein aufgerissener Mund weißt auf Freude hin. Verspürt das Tamagotchi Abneigung oder Abwehr, schüttelt es seinen Kopf und bewegt seine Arme. Dadurch das die Tamagotchis ihren Zustand mithilfe von zusätzlichen Icons äußern können, erhalten die virtuellen Wesen eine Persönlichkeit.
Zudem gibt es ein Handbuch für eine erfolgreiche Erziehung des Tamagotchis. Hierbei wird zwischen bestimmten Eigenschaften des Tamagotchis unterschieden. Nehmen wir zum Beispiel das „Mametchi“ Tamagotchi, welches mit einer hohen Intelligenz programmiert wurde. Wächst dein Tamagotchi als „Mametchi“ heran, hast du als Besitzer deinem Schützling sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Endest du mit einem „Takarotchi“ mit stinkenden Füßen und einer distanzierten Haltung, hast du dein Haustier zu sehr vernachlässigt.
Ein Blick in unsere Sammlung „Kindermedien“
Auch wenn das Spielzeug durch neue Trends und Spielzeuge vom Markt verdrängt wurde, gibt es immer noch viele Sammler der kleinen Tamagotchi Eier.
Prof. Dr. Manfred Nagel verschenkte dem Institut für angewandte Kindermedienforschung (IfaK) der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM) seine Sammlung über 4.000 Kindermedien.
Außer dem klassischen Tamagotchi Spielzeug, beinhaltet die Sammlung zudem ein Postkartenbuch aus dem Jahr 1997 mit 30 gezeichneten Postkaten mit dem virtuellen Haustier Tamagotchi, sowie ein Stickerbuch und mehrere Taschenbücher über die Pflege und Haltung des Tamagotchis und Spezialtipps.
Ein Beispiel hierfür ist „Tamagotchi- Das Spiel“. Das Gesellschaftsspiel wurde 2007 von der Firma Bandai veröffentlicht und beinhaltet 200 Charakter- und Aktionskarten.
Weitere Kindermedienschätze und Tamagotchi ähnliche Kindermedien befinden sich in der Sammlung und in der Ausstellung der KinderMedienWelten.
Der Einfluss von Tamagotchis auf heutige Spiele
Zum 20. Jubiläum Mitte 2017, erschien die App-Version des Tamagotchis für mobile Endgeräte- „My Tamagotchi Forever“. Heutzutage gibt es auf den Smartphones unzählige „virtual pets“. Ende 2018 gab es über 200 Apps mit virtuellen Haustieren. Mittlerweile gibt es die unterschiedlichsten Kreaturen und sogar geometrische Körperformen, wie „Pou“, welches auch ohne Extremitäten auskommt. Das Ziel der Spiele hat sich jedoch nicht geändert. Wie bei dem Tamagotchi versucht die Kreatur Nutzer*innen so lange wie möglich am mobilen Endgerät zu halten.
Die heutigen Kreaturen basieren alle auf dem von Bandai konzipiertes Spielprinzip. Die Interaktionen sind gleich geblieben- das Tier ernähren, waschen, aufs Klo bringen, Aufmerksamkeit schenken, spielerisch beschäftigen und ins Bett bringen.
Quellen und weiterführende Informationen
Delgado, M. (2021). Keeping Tamagotchi Alive: The virtual pet that turned `90s kids into round-the-clock caretakers turned 25 this year`. https://www.smithsonianmag.com/innovation/keeping-tamagotchi-alive-180979264/#:~:text=The%20Birth%20of%20Tamagotchi,his%20pet%20turtle%20on%20vacation. (13.01.2024)
Keefer, C. (2023). Playing on the Edge of Reality: The Second Nintendo Generation, Consumerism, and Nostalgia in Videogame Music [University of Miami]. https://scholarship.miami.edu/esploro/outputs/graduate/Playing-on-the-Edge-of-Reality/9910317882201 02976
Lawton, L. (2017). Taken by the Tamagotchi: How a Toy Changed the Perspective on Mobile Technology. The IJournal: Student Journal of the University of Toronto’s Faculty of Information, 2(2). https://theijournal.ca/index.php/ijournal/article/view/28127
Richard, B. (2019). Technologie. Tamagotchi Für Immer. POP, 8(1), 9-17. https://doi.org/10.14361/pop-2019-080102
Kindermedienwelten (o.D.). KinderMedienWelten: Eine virtuelle Ausstellung historischer Medien für Kinder.https://kindermedienwelten.de/ (14.01.2024)