Kein Adventskalender, Weihnachtsmarkt oder Nikolaus… dafür aber Weihnachtsbeleuchtung en masse, eine gigantische Lotterie und Tonnen von Weihnachtsgebäck – so sieht das Christfest in Spanien aus! 

Beginn der Weihnachtszeit

In Spanien beginnt die Weihnachtszeit nicht wie bei uns am ersten, sondern erst am achten Dezember. An diesem Datum wird der Día de la Inmaculada Concepción gefeiert, also der Tag der unbefleckten Empfängnis. Damit beginnt die Weihnachtszeit offiziell. Das ist auch kaum zu übersehen; denn die meisten Ladenbesitzer geben sich nun große Mühe dabei, ihren Laden mit möglichst großer und auffallender Weihnachtsbeleuchtung zu erhellen, um so Kunden auf sich aufmerksam zu machen.

Während es zwar keine Weihnachtsmärkte mit Punsch und Glühwein gibt, sind die Spanier in der Vorweihnachtszeit mit Leckereien allerdings bestens versorgt. Tonnen von Süßigkeiten werden gebacken, verkauft und verzehrt. Besonders beliebt ist Turrón, ein Gebäck aus Nüssen, Mandeln, Nougat, Eiweiß und Honig.

„El Gordo“ – Der Dicke

Am 22. Dezember sitzt ganz Spanien gespannt vor dem Fernseher. Dann werden nämlich die Lose der großen spanischen Weihnachtslotterie gezogen, deren Hauptgewinn, auch El Gordo (zu Deutsch: der Dicke) genannt, vier Millionen Euro beträgt. Wenn man es auf ihn abgesehen hat, kann ein Los schon mal zweihundert Euro kosten, weshalb in vielen spanischen Dörfern Tippgemeinschaften gegründet werden, die sich den Preis für die Lose und im Falle des Falles den Gewinn aufteilen. Die Lotterie ist ein fester Bestandteil der spanischen Weihnachtstradition. Die gezogenen Nummern werden übrigens nicht einfach vorgelesen, sondern live im Fernsehen vom Kinderchor der Madrider Schule San Ildefonso vorgesungen. Die beteiligten Kinder werden sorgfältig ausgewählt. Lustigerweise ist das Vorsingen seit der Einführung des Euros in Spanien neun Minuten kürzer, da die Nennung der Gewinne in Euros weniger Zeit braucht als in Peseten.  

Heiligabend

Die Noche Buena – also Heiligabend – wird am 24. Dezember mit einem großen, mehrgängigen Essen gefeiert, zu dem die ganze Familie und meistens auch viele Freunde zusammenkommen. Typische Speisen sind Lamm, Truthahn, Fisch oder Meeresfrüchte. Später wird gemeinsam die große Misa del Gallo (Messe des Hahns, die Mitternachtsmesse) besucht. Danach trifft sich oft das ganze Dorf oder Stadtviertel auf öffentlichen Plätzen und singt und tanzt bis in die Morgenstunden. Geschenke gibt es jedoch noch nicht.

Ausklingen der Weihnachtszeit

Am 28. Dezember feiern die Spanier den Día de los Inocentes, den Tag der von Herodes ermor­deten unschuldigen Kinder. Trotz des düsteren Anlasses ist es kein besinnlicher, sondern ein fröhlicher Feiertag, an dem man sich gegenseitig kleine Streiche spielt, ungefähr wie an unserem ersten April.

Die Kinder warten unterdessen schon ungeduldig auf den 6. Januar, denn dann ist es endlich so weit: Die Heiligen Drei Könige kommen und bringen die Geschenke. Schon am fünften Januar ziehen sie in Prozessionen durch die Stadt. An diesem Tag gibt es in den Familien den Roscón de los Reyes (Dreikönigskuchen) zum Nachtisch, einen mit Sahne gefüllten Kuchen, in dem eine kleine Königsfigur und eine Bohne versteckt sind. Wer die Figur findet, ist der König des Tages, wer die Bohne findet, muss für den Kuchen bezahlen!

Weihnachten International

Interessante Weihnachtstraditionen gibt es in zahlreichen Ländern. Während in Spanien, wie Sie nun wissen, kein Weihnachtsmarkt veranstaltet wird, sieht das in Estland ganz anders aus. In einem weiteren Artikel erläutern wir unter anderem, wer in Russland die Geschenke bringt. Und mit unserem Adventskalender, den Sie auf unserem Instagram-Kanal finden, lassen wir noch mehr Feststimmung aufkommen!