Spielpädagogik – Welche Spiele gibt es und wann spiele ich sie?
Eine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ohne Spiele ist undenkbar – egal ob in der ehrenamtlichen Jugendgruppe, in der Schule oder Zuhause. Es gibt verschiedene Gründe warum Kinder spielen: Im Vordergrund steht in der Regel der Spaß an der Sache. Aber auch das Lösen von Problemen, das sinnvolle Nutzen von überschüssiger Energie und das Kennenlernen anderer Sichtweisen und Rollen können zum Spielen anregen. Außerdem werden durch das Spielen auch Kraft, Motivation und Ideen für andere Aufgaben gesammelt, neue Fähigkeiten entdeckt und erlernt und generell Dinge ausprobiert. Kinder und Jugendliche lernen beim Spielen, dadurch können Kompetenzen erweitert und verschiedene Erfahrungen zugänglich gemacht werden. Spiele sind also mehr als nur Spaß und anleitende Personen sollten deswegen einiges über den Hintergrund von Spielen wissen. Als Spielleitung müssen die Spielregeln und die Vor- und Nachteile der einzelnen Spiele bekannt sein. Vorbereitung ist dabei unabdingbar. Die Aufgabe der Spielleitung lässt sich in drei Phasen einteilen: Die Planung eines geeigneten Spiels, die Durchführung und anschließend die Reflexion nach dem Spiel.
Planung
Bei der Planung eines Spiels sind die Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und es sollte ein passendes und umsetzbares Spiel ausgesucht werden. Wichtig ist, dass einem Ausscheiden von vornherein oder zu früh beziehungsweise lang entgegengewirkt werden soll. Alle Teilnehmenden sollen mitspielen können. Folgende Aspekte können bei der Auswahl helfen:
- Alter und Anzahl der Teilnehmenden
- Interessen der Teilnehmenden
- Aktuelle Situation der Gruppe: Welches Spiel kann in der Gruppenentwicklung unterstützen oder hindern?
- zu beachtende Handicaps der Teilnehmenden
Außerdem sollte im Vorfeld geklärt werden, was die Spielenden erleben sollen (zum Beispiel Wissen, Freude oder soziale Interaktion) und wo das Spiel stattfinden soll. Bei der Frage nach der Örtlichkeit sollten mögliche Gefahrenquellen bedacht werden. Die Frage nach Zeit und dem klaren Ende des Spiels ist auch wichtig. Zuletzt müssen die benötigten Materialien festgelegt werden.
Durchführung
Während der Durchführung des Spiels sollte die Spielleitung präsent und wachsam sein, den Spielverlauf im Blick behalten und dafür sorgen, dass alle Teilnehmenden das Spiel verstehen und motiviert sind. Die benötigten Spielmaterialien müssen in ausreichender Menge vorbereitet und mitgebracht werden und die Örtlichkeit sollte im Voraus bekannt sein. Wichtig ist es, die Sicherheit der Teilnehmenden permanent im Blick zu behalten.
Die Erklärung des Spiels sollte mit einfacher Sprache und laut und verständlich vorgetragen werden. Die Spielleitung sollte den Spielablauf gut kennen und ausreichend Zeit für die Erklärung der Spielregeln und Aufgaben einplanen. Rückfragen müssen jederzeit möglich sein. Außerdem können Spielvariationen eingebracht werden, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Bevor den Spielenden langweilig wird, sollte das Spiel rechtzeitig beendet werden.
Reflexion
Die Reflexion des Spiels findet einerseits innerhalb der Spielleitung statt und bei Bedarf auch mit den Teilnehmenden.
Für die Erweiterung der eigenen Kompetenzen sollte die Spielleitung die Planung, die Durchführung und das eigene Verhalten in der Reflexion berücksichtigen. Helfende Fragen können sein:
- War meine Erklärung des Spiels verständlich und konnte ich auf Rückfragen verständlich antworten?
- Was waren Unterschiede zwischen meiner Planung und dem tatsächlichen Spielablauf?
- Wurden die örtlichen Rahmenbedingungen und der zeitliche Ablauf von mir richtig eingeschätzt?
- Ist der Ablauf für mich zufriedenstellend?
- Was möchte ich das nächste Mal besser oder anders machen?
Weitere Impulse können durch das Feedback der Teilnehmenden gegeben werden.
Folgt die Durchführung des Spiels einem bestimmten Ziel, sollte daraufhin abzielend gemeinsam mit den Teilnehmenden im Anschluss eine Reflexion stattfinden. Dadurch festigen sich die gemachten Erfahrungen. Vor allem bei Vertrauens- und Kooperationsübungen gehört eine Reflexion am Ende dazu und sorgt für einen wirksamen und abgerundeten Abschluss des Spiels.
Spielarten
Es gibt eine große Vielfalt an den unterschiedlichsten Spielen. Spielleitungen sollten sich diese Vielfalt zu Nutzen machen und verschiedene Spielarten kennen. Je nach verfolgtem Ziel können Spiele in mehrere Spielarten eingeteilt werden. Es gibt natürlich Spiele, die in mehrere Kategorien passen oder eine Kombination von Kategorien darstellen. Trotzdem bieten die Spielarten einen guten ersten Überblick, inwiefern ein Spiel passend ist.
Kennenlernspiele:
Hierbei erhalten die Teilnehmenden Informationen über die anderen und können sich so entspannt und angstfrei begegnen. Diese Spiele stärken das Zugehörigkeitsgefühl und helfen beim Abbau von Unsicherheiten und Berührungsängsten.
Warm-Ups/Lockerungsspiele/”Anschuggerle”:
Das sind sehr kurze, aber intensive Spiele. Körper und Gedanken werden einmal kräftig durchgeschüttelt und die Atmosphäre dadurch aufgelockert. Sie eignen sich gut für einen Einstieg und zwischen Arbeitsphasen.
Spiele im Kreis:
Die Gruppe wird durch das gegenseitige Anschauen als Ganzes erfasst und trotzdem wird jede einzelne Person individuell wahrgenommen. Dadurch wird das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt und niemand kann während des Spiels untergehen.
Rhythmus- und Musikspiele:
Mit Hilfe von Rhythmus- und Musikspielen wird der Körper in Bewegung gebracht und eine lockere Atmosphäre geschaffen. Häufig kommt es darauf an, dass die Gruppe als Einheit funktioniert und sich synchron bewegt. Die Teilnehmenden sollen dafür sensibilisiert werden, aufeinander zu hören und zu achten. Außerdem fördern die Spiele die Koordination und erfordern Aufmerksamkeit und Konzentration.
Ratespiele:
Ratespiele eignen sich gut für spontanes Spielen zwischendurch, da sie in der Regel wenig Material und Platz benötigen. Ehrgeiz, Ausdauer und Konzentration der Teilnehmenden wird gefordert.
Wettkampfspiele:
Die Teilnehmenden treten gegeneinander an und lernen die Stärken und Schwächen der anderen kennen. Der Umgang mit Erfolg und Niederlage wird geübt. Nach Möglichkeit sollte sich der Wettkampf an unterschiedlichen Fähigkeiten orientieren, um nicht nur einigen wenigen Teilnehmenden das Gefühl des Sieges zu ermöglichen. Vor allem bei neu zusammengefügten Gruppen ist eine Begleitung durch die Spielleitung wichtig, um Krisen und Konflikte rechtzeitig zu erkennen und in der Reflexion zu bearbeiten.
Gruppeneinteilung:
Teilnehmende finden sich gerne mit bereits bekannten Gesichtern für eine Kleingruppenarbeit zusammen. Mit Spielen zur Gruppeneinteilung wird dem entgegengewirkt und die Teilnehmenden werden schnell, kreativ und gezielt in Kleingruppen eingeteilt.
Geländespiele:
Geländespiele erfordern eine intensive Vorbereitung seitens der Spielleitung. Das Gelände sollte im Vorfeld genau erkundet und Gefahrenquellen berücksichtigt oder beseitigt werden. Die Teilnehmenden orientieren sich in einem für sie unbekannten Gelände und schulen dadurch ihre Orientierung und bewegen sich in der Natur.
Wahrnehmungsspiele:
Für Wahrnehmungsspiele ist eine ruhige Umgebung und Atmosphäre essentiell, denn sie erfordern eine hohe Konzentration. Die Teilnehmenden schärfen ihre Wahrnehmung für sich selbst, andere und ihre Umgebung.
Kooperationsübungen:
Kooperationsübungen sind keine Spiele im herkömmlichen Sinn und werden aufgrund dessen als Übungen bezeichnet. Innerhalb der Gruppe sollte bereits ein Grundvertrauen vorhanden sein, dieses wird durch die Übungen gestärkt. Die Gruppe muss zusammenarbeiten, um bestimmte Aufgaben zu lösen. Das birgt ein erhöhtes Konfliktrisiko. Spielleitungen müssen diese Übungen unbedingt im Anschluss mit der Gruppe auswerten und die Reflexion auch gezielt moderieren.
Quellen und weiterführende Informationen
Katholische junge Gemeinde Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart (2015): Kursknacker. Handbuch für die Kursarbeit. Kirchheim/Teck: Druckerei Hertle
Super-Sozi (o.D.): Spielepädagogik. https://www.super-sozi.de/spielepaedagogik/ (06.01.2024)