TikTok: Ein Spielverderber für die Konzentration von Kindern?

Im heutigen digitalen Zeitalter hat sich die Art und Weise, wie Kinder und Jugendliche ihre Freizeit verbringen, drastisch verändert. Anstelle von traditionellen Spielen im Freien oder Brettspielen rücken soziale Medien und Online-Plattformen bei den bevorzugten Unterhaltungsquellen in den Vordergrund. Eine dieser sozialen Online-Plattformen, die in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen hat, ist TikTok. Während TikTok zweifellos eine Plattform für Kreativität und Selbstausdruck bietet, gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen, die die Nutzung der App auf die Konzentration und Aufmerksamkeitsspanne von Kindern haben kann. In diesem Beitrag werden wir uns genauer ansehen, wie TikTok die Konzentration von Kindern beeinflusst und was Eltern und Pädagogen*innen tun können, um sicherzustellen, dass Kinder die App auf eine gesunde und verantwortungsvolle Weise nutzen.
Einführung in TikTok und seine Beliebtheit unter Kindern.
TikTok ist eine Social-Media-App, die ursprünglich in China entwickelt wurde. Die App hat die Welt im Sturm erobert. Mit über einer Milliarde Nutzern weltweit, von denen ein großer Teil Kinder und Jugendliche sind, hat TikTok eine einzigartige Freizeitbeschäftigung geschaffen. Die App ermöglicht es den Nutzern, kurze Videos mit Musik oder anderen Audioeffekten zu erstellen und zu teilen. Von Tanzherausforderungen über Comedy-Sketches bis hin zu DIY-Tutorials – die Vielfältigkeit der Inhalte auf TikTok ist beeindruckend und zieht daher gerade Kinder und Jugendliche an.
Aber warum ist das so? Der Hauptgrund liegt in der Natur der App selbst. TikTok bietet eine Plattform, auf der Benutzer ihre Kreativität und Individualität durch kurze, oft musikalisch unterlegte Videos ausdrücken können. Die App ist einfach zu bedienen und ermöglicht es den Nutzern, mit wenigen Klicks ihre eigenen Inhalte zu erstellen und zu teilen. Darüber hinaus bietet TikTok eine Vielzahl von Trends und Herausforderungen, die die Nutzer dazu ermutigen, aktiv teilzunehmen und ihre eigenen Versionen zu erstellen. Dieser Aspekt des Teilens und Teilnehmens an einer größeren Gemeinschaft spricht Kinder und Jugendliche besonders an. Zudem bietet die App eine endlose Unterhaltung, da die Nutzer sich durch einen unbegrenzten Strom von Videos scrollen können, die auf ihren Interessen und Vorlieben basieren.
Wie TikTok die Aufmerksamkeitsspanne und Konzentration von Kindern beeinflusst.
TikTok ist so wie viele andere Social-Media-Plattformen konzipiert: Die Aufmerksamkeit der Benutzer auf sich ziehen und so lange wie möglich halten. Die kurzen, schnellen Videos, die oft weniger als eine Minute dauern, passen perfekt in die schnelllebige, sofortige Kultur, die durch das digitale Zeitalter geprägt ist. Die kurzen Videos können jedoch die Aufmerksamkeitsspanne und Konzentration von Kindern beeinflussen. Durch das ständige Scrollen durch eine endlose Flut von kurzen Videos gewöhnen sich Kinder an sofortige Befriedigung und schnelle Informationsaufnahme. Dies kann dazu führen, dass sie Schwierigkeiten haben, sich auf längere Aufgaben zu konzentrieren oder tiefergehende Informationen zu verarbeiten. Darüber hinaus kann die ständige Ablenkung durch neue Videos dazu führen, dass Kinder Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit auf eine einzige Aufgabe zu richten. Es gibt auch Bedenken, dass die Nutzung von TikTok und anderen Social-Media-Plattformen zu einer erhöhten Multitaskingfähigkeit führen kann, was wiederum die Fähigkeit zur Konzentration beeinträchtigen kann. Es ist wichtig zu beachten, dass weitere Forschungen erforderlich sind, um die genauen Auswirkungen von TikTok auf die Aufmerksamkeitsspanne und Konzentration von Kindern vollständig zu verstehen. Eine Studie im „Journal of Behavioral Addictions“ fand heraus, dass die Nutzung von Social Media und die damit verbundene Multitasking-Aktivität die kognitive Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden von Jugendlichen beeinträchtigen können. Zeitnah veröffentlichte dann auch die „American Academy of Pediatrics“ diverse Richtlinien für die Bildschirmzeit von Kindern, die darauf hinweisen, dass übermäßiger Medienkonsum, einschließlich Social-Media-Nutzung, negative Auswirkungen auf die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern haben kann.
Gerade weil das Alter, in welchem Kinder das erste Smartphone erhalten immer jünger wird und der Zugang zu diversen Sozialen Plattform so einfach ist, haben Eltern und Pädagogen*innen meist keinen richtigen Bezug dazu, wie oft Kinder und Jugendliche diverse Apps wie TikTok und Co. eigentlich nutzen.
Eine Statistik der KIM-STUDIE 2022 zeigt, dass bereits 9% der Kinder in Deutschland zwischen 6-7 Jahren ein eigenes Smartphone besitzen. Im Alter zwischen 10-11 Jahren besitzen bereits 58% ein Smartphone. Insgesamt ergab die Studie, dass im Alter zwischen 6-13 Jahren 44% der Kinder in Deutschland Eigentümer eines Smartphones sind.
Die Rolle der Eltern und Pädagogen*innen: Wie können sie den TikTok-Konsum ihrer Kinder überwachen und regulieren?
Die Rolle der Eltern und Pädagogen*innen ist entscheidend, wenn es darum geht, den TikTok-Konsum ihrer Kinder zu überwachen und zu regulieren. Es ist wichtig, dass sie sich der Art der Inhalte bewusst werden, die ihre Kinder konsumieren, und dass sie offen und ehrlich über die potenziellen Risiken und Vorteile der Nutzung von Social-Media-Plattformen wie TikTok sprechen. Eltern und Pädagogen*innen sollten sich die Zeit nehmen, die App selbst zu erkunden, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, wie sie funktioniert und welche Art von Inhalten dort geteilt werden.
Sie können auch die Datenschutzeinstellungen und Kontrollfunktionen der App nutzen, um den Zugang zu bestimmten Inhalten zu beschränken oder die Nutzungsdauer zu begrenzen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass sie ihre Kinder dazu ermutigen, verantwortungsbewusst mit der App umzugehen, indem sie beispielsweise keine persönlichen Informationen teilen und respektvoll mit anderen Nutzern umgehen. Schließlich sollten Eltern und Pädagogen*innen immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Fragen ihrer Kinder haben und bereit sein, sie bei der Navigation durch die digitale Welt zu unterstützen.
Da TikTok eigentlich erst ab 13 Jahren erlaubt ist, empfiehlt es sich auch bei jüngeren Kindern eine App-Sperre auf dem Smartphone zu installieren, oder Apps zu installieren, mit der sich die Nutzungszeit von Apps oder dem Smartphone an sich regulieren lassen.
Zudem bietet die Plattform klicksafe in ihrer Studie “Wie Jugendliche TikTok wahrnehmen und nutzen” einen Ratgeber für Erziehungsberechtigte über die Themen Selbstdarstellung, Erfolgsdruck und Interaktionsrisiken bei Nutzung der TikTok App.
Wir haben außerdem weitere nützliche Links zusammengestellt, die euch eine Perspektive aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen geben und bei der Aufklärung von Risiken helfen:
- Im Video „Was ist eigentlich TikTok?“ erklären Jugendliche ihre Nutzungsweise der App.
- Das Booklet „Was macht mein Kind eigentlich bei TikTok?“ (PDF) bietet Eltern Hintergrundinformationen und Tipps, wie sie ihr Kind bei der Nutzung begleiten können. Passend zum Booklet gibt es eine Familien-Checkliste (PDF).
- Im Infoflyer „TikTok“ für Jugendliche (PDF) werden u.a. wichtige Hinweise zu den Privatsphäre-Einstellungen gegeben.
- Das Unterrichtsmaterial „Selfies, Sexting, Selbstdarstellung“ (PDF) bietet einen Überblick über die populärsten Dienste, Informationen zu Risiken sowie drei Projekte für den Einsatz im Unterricht.
Quellen und weiterführende Informationen
klicksafe (2022): Studie: Wie Jugendliche TikTok wahrnehmen und nutzen. https://www.klicksafe.de/news/studie-wie-jugendliche-tiktok-wahrnehmen-und-nutzen. (02.10.23)
Humanian.org (2021): Beeinflussen Bildschirme die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern? Das Verständnis der Auswirkungen der Bildschirmzeit auf die kindliche Entwicklung. https://www.humanium.org/de/beeinflussen-bildschirme-die-aufmerksamkeitsspanne-von-kindern-das-verstaendnis-der-auswirkungen-der-bildschirmzeit-auf-die-kindliche-entwicklung/. (02.10.23)
f-secure (o.D.): Bildschirmzeit und Kinder https://www.f-secure.com/de/articles/screen-time-and-kids. (02.10.23)
Dar Meshi, Anastassia Elizarova, Andrew Bender and Antonio Verdejo-Garcia (2019): Excessive social media users demonstrate impaired decision making in the Iowa Gambling Task https://akjournals.com/view/journals/2006/8/1/article-p169.xml. (03.10.23)
ZDF (2023): Tiktok: Wie Eltern ihr Kind schützen können. https://www.zdf.de/nachrichten/digitales/tiktok-eltern-kind-tipps-schutz-100.html. (03.10.23)Statista (2023): Smartphone-Besitz von Kindern in Deutschland im Jahr 2022 nach Altersgruppen. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1104/umfrage/smartphone-besitz-von-kindern-nach-altersgruppen/. (02.10.23)