ChatGPT im Unterricht?! – Potenziale und Grenzen des KI-Textgenerierungstools beim Einsatz in der Schule
Fragen beantworten, Aufsätze schreiben, Texte übersetzen und Mathematikaufgaben lösen – das alles scheint für die Software ChatGPT ein Kinderspiel zu sein. Das Tool wird daher seit seiner Veröffentlichung im November 2022 vor allem im Bildungsbereich stark diskutiert. Klar ist: nicht nur in der Bildung, sondern auch im Alltag spielt Künstliche Intelligenz bereits heute eine immer größere Rolle. Sie wird daher als eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien für die Zukunft angesehen. Aus diesem Grund empfiehlt das baden-württembergische Kultusministerium, das Thema aktiv im Unterricht zu behandeln, um Kindern und Jugendlichen einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Technologie nahezubringen. Doch wie können KI-basierte Anwendungen wie ChatGPT in der Schule sinnvoll eingesetzt werden? Welche Potenziale bietet das Tool und was ist bei seinem Einsatz zu beachten?
Was ist ChatGPT?
Bei ChatGPT handelt es sich um einen auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Chatbot, der von dem kalifornischen Unternehmen OpenAI entwickelt wurde. Chatbots sind technische Dialogsysteme, die es Menschen erlauben, mit Maschinen in natürlicher Sprache zu kommunizieren.
ChatGPT funktioniert mittels eines Algorithmus, welcher mit einem riesigen Textkorpus trainiert wurde. Stellt man der Anwendung eine Frage, so berechnet ChatGPT die auf Basis seiner Trainingsdaten wahrscheinlichste Antwort. Das System lernt dabei kontinuierlich dazu, wodurch es mit der Zeit immer präziser in seinen Antworten wird.
Aktuell kann ChatGPT nach einer Registrierung kostenfrei im Internet genutzt werden. Es gibt aber ebenso eine kostenpflichtige Version, welche unter dem Namen „ChatGPT Plus“ vertrieben wird. Mit ihr können beispielsweise Bilder erstellt werden.
Voraussetzungen für den Einsatz in der Schule
Die Betreiberfirma OpenAI gibt für die Nutzung von ChatGPT ein Mindestalter von 13 Jahren vor. Das Anlegen eines eigenen Accounts ist erst ab 18 Jahren erlaubt. Zudem erhebt das Unternehmen Nutzerdaten, welche in den USA gespeichert und verarbeitet werden. Daher dürfen Lehrkräfte Schüler*innen nicht dazu verpflichten, ChatGPT zu nutzen oder sich zu registrieren.
Möchten Lehrkräfte ChatGPT dennoch im Unterricht einsetzen, so können sie sich selbst einen Account anlegen. Diesen können sie anschließend ihren Schüler*innen zur Nutzung zur Verfügung stellen. Dabei muss jedoch folgendes beachtet werden:
- Gemäß den Nutzungsbedingungen müssen die Schüler*innen mindestens 13 Jahre alt sein.
- Um das Sammeln personenbezogener Daten zu verhindern, müssen für die Nutzung nicht-personalisierte Endgeräte verwendet werden.
- Für Schüler*innen, die den Dienst nicht nutzen möchten, dürfen keine negativen Konsequenzen entstehen.
Einsatzmöglichkeiten im Unterricht
Einsatzmöglichkeiten für ChatGPT im Unterricht gibt es viele. Vor der Nutzung sollte das Tool aber zunächst einmal vorgestellt werden. Wichtig ist, dass dabei nicht ausschließlich die Potenziale und Unterstützungsmöglichkeiten, sondern ebenfalls die Risiken und Gefahren der Software thematisiert werden. „Wenn die Aufgaben altersentsprechend aufbereitet sind, kann man schon in der Grundschule über solche Chatbots kritisch reflektieren, denn schon Kinder verstehen die Konstruktion von Bedeutung und was es heißt, wenn jemand eine Geschichte erzählt, die nicht stimmt“, empfiehlt die Medienforscherin Felicitas Macgilchrist (klicksafe, 2023). Das Institut für Bildungscoaching rät zudem dazu, „die Software weniger als ,Problemlösemaschine‘ zu betrachten, sondern vielmehr als eines von vielen möglichen ,Werkzeugen‘, die Schüler*innen auf ihrem eigenen Lernpfad unterstützen und begleiten können.“ (Institut für Bildungscoaching, 2023).
Fächerübergreifend eignet sich ChatGPT beispielsweise dazu, Ideen und Inspiration zu einem bestimmten Thema zu sammeln und somit Schreibblockaden zu lösen. Das Diskutieren kann mit dem Chatbot ebenso geübt werden, indem er als Diskussionspartner fungiert. Dazu muss ChatGPT das Diskussionsthema genannt sowie erklärt werden, welchen Part (Pro oder Contra) das Tool in der Debatte übernehmen soll.
Zusätzlich kann das KI-Schreibwerkzeug, zum Beispiel im Deutschunterricht, als Tandempartner für Schreibübungen eingesetzt werden. Dabei beginnen die Schüler*innen eine Geschichte, die anschließend von ChatGPT weitergeführt werden soll. Anschließend übernehmen die jungen Autor*innen erneut das Schreiben. Die Schüler*innen lernen so im Zusammenspiel mit dem Chatbot immer wieder neu auf überraschende Wendungen zu reagieren.
Im Weiteren kann ChatGPT im Geschichtsunterricht beispielsweise als Zeitzeuge fungieren, indem mit Hilfe des Tools eine Rede oder ein Brief aus der Sicht einer Person verfasst wird. Aufgabe der Schüler*innen ist anschließend, den generierten Text zu bewerten und auf dieser Basis selbst eine verbesserte Version zu schreiben. So beschäftigen sich die Schüler*innen zum einen intensiv mit dem Unterrichtsthema und lernen zum anderen den kritischen Umgang mit KI-generierten Texten.
Weitere Lernideen zum Thema (textgenerierende) KI stellt das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg auf seiner Website zur Verfügung.
Einsatzmöglichkeiten für Lehrkräfte
ChatGPT bietet nicht ausschließlich Potenziale für den Einsatz im Unterricht, sondern ebenso für die Unterrichtsvorbereitung. Hier kann es Ideen für Unterrichtsthemen, Aufgaben und Methoden liefern. So eignet sich der Chatbot beispielsweise dazu, Lernmaterialien zu spezifischen Themen zu erstellen. Darüber hinaus kann das Tool dabei unterstützen, Lernmaterialien auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Voraussetzungen der Schüler*innen anzupassen. Fragen in unterschiedlichen Niveaustufen können generiert oder Texte einfacher formuliert werden. Auch bei der Formulierung von Elternbriefen kann ChatGPT unterstützen und diese bei Bedarf in unterschiedliche Sprachen übersetzen.
Grenzen
Bei allen Potenzialen, die ChatGPT für den Unterricht bietet, dürfen jedoch auch die Gefahren des KI-Schreibwerkzeugs nicht außer Acht gelassen werden. So liefert das Tool veraltete, undifferenzierte oder sogar falsche Antworten. Zudem ist nicht transparent, aus welchen Quellen ChatGPT seine Antworten bezieht. Somit besteht immer die Gefahr von Plagiaten. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass Schüler*innen durch die Nutzung von ChatGPT dazu verleitet werden, weniger auf ihre eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Aus diesen Gründen sollte genau abgewogen werden, welche Vor- und Nachteile ChatGPT für die Nutzung im eigenen Unterricht bieten kann.
Quellen und weiterführende Informationen
Institut für Bildungscoaching (2023): ChatGPT in der Schule: Risiko oder Chance? https://www.institut-bildung-coaching.de/wissen/chat-gpt-der-schule-risiko-oder-chance (09.09.2023).
Klicksafe (2023): ChatGPT in der Schule – wie damit umgehen? https://www.klicksafe.de/news/chatgpt-in-der-schule-wie-damit-umgehen (09.09.2023).
Kroker, B. (2023): Wie Sie ChatGPT im Unterricht und als Helfer im Schulalltag einsetzen können. https://www.betzold.de/blog/chatgpt-im-unterricht/ (09.09.2023).
Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (o. D.): ChatGPT im Unterricht: Was Lehrkräfte wissen sollten. https://www.lmz-bw.de/lmz-spotlights/chatgpt-im-unterricht-was-lehrkraefte-wissen-sollten (09.09.2023).Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (o. D.): ChatGPT: Künstliche Intelligenz im Unterricht – Informationsangebote für Lehrkräfte. https://km-bw.de/,Lde/startseite/schule/ChatGPT-Informationen-fuer-Lehrkraefte (09.09.2023).