Sonderbeitrag – Das sprechende Bilderbuch
Ein sehr besonderes Kindermedium in der Sammlung der Kindermedienwelten ist das „sprechende Bilderbuch“. Es ermöglichte eine Kombination aus Buch und Ton und wurde im Jahr 1878 vom deutschen Buchhändler Theodor Brand zum Patent angemeldet.
Das „sprechende Bilderbuch“ ist jedoch kein Buch im klassischen Sinne. Es entspricht eher einer Kombination aus Buch und Spielzeug. Tatsächlich besteht nur ein kleiner Teil des Buches wirklich aus beschriebenen und bebilderten Seiten. Der wesentlich größere Teil wird vom ursprünglich versiegelten Herzstück des „sprechenden Bilderbuchs“ eingenommen. Dabei handelt es sich um einen hölzernen Kasten, in dessen Inneren die mechanische Stimmerzeugung der verschiedenen Tiere und Menschen verbaut ist. Jede Stimme wird von einem kleinen Blasebalg erzeugt, der mithilfe einer Schnur aufgezogen wird. Lässt man diese wieder los, so wird die Luft aufgrund einer Feder automatisch wieder aus dem Blasebalg gedrückt. Durch verschiedene am Blasebalg angebrachte Hilfsmittel wurde der dabei entstehende Ton so moduliert, dass er die gewünschte Tierstimme möglichst authentisch nachahmte.
Der eigentlich zur Betrachtung gedachte Teil des Buches besteht aus neun Doppelseiten und ist immer gleich aufgebaut. Auf der linken Seite ist ein Bild abgedruckt, während auf der rechten Seite ein kurzes, zu dem Bild passendes Gedicht zu lesen ist. Außerdem befindet sich am rechten Seitenrand eine Markierung in Form einer waagrechten Linie. Diese zeigt, an welcher Schnur man ziehen muss, damit der entsprechende Laut zu Bild und Gedicht abgespielt wird.
Liste der Stimmen im „sprechenden Bilderbuch“
1. Hahn
2. Esel
3. Lamm
4. Vogelnest
5. Kuh
6. Kuckuck
7. Ziege
8. Mama/Papa
Der Erfinder des „sprechenden Bilderbuches“ Theodor Brand zog im Jahr 1874 nach Sonneberg, wo er die Erfindung auch entwickelte. Sonneberg galt zu der Zeit als „Werkstatt des Weihnachtsmannes“, da hier viele Spielzeughersteller ansässig waren. Besonders beliebt waren Puppen, die menschliche Stimme nachahmten. Theodor Brandt selbst war gelernter Buchhändler und neuen Ideen nicht abgeneigt. So entwickelte er das „sprechende Bilderbuch“ als eine Kombination aus Buch und Stimme, wofür er im Jahr 1878 ein deutsches Patent erhielt.
Das „sprechende Bilderbuch“ bildet mit seiner Kombination aus Text und Bild eines herkömmlichen Bilderbuchs und Tonerzeugung ein innovatives Musterstück eines Kindermediums aus dem späten 19. Jahrhundert. Durch seine faszinierend interaktive Mechanik, die Ton, Bild und die Geschichte miteinander verknüpft, ist es eines der ersten seiner Art und ein früher Vorläufer des heutigen und im Kinderzimmer durchaus beliebten TipToi-Buches.
Quellen und weiterführende Informationen
Hofmann, E. (2018). Das „Sprechende Bilderbuch“ und sein Erfinder Theodor Brand (R. Hoffmann,
Hrsg.). TUDpress.
Die Fotos stammen aus der Sammlung „KinderMedienWelten“ der Hochschule der Medien Stuttgart. Der Link zur Onlineausstellung: https://kindermedienwelten.de/