Die Geschichte der Hörmedien – Plattenspieler
Seit dem 16. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts konnten akustische Medien wie Spieldosen oder Musikapparate nur einzelne Klänge abspielen. Das änderte sich jedoch schlagartig durch Edisons Erfindung des Phonographen 1877. Von den Phonographen ging eine besondere Faszination aus, da auch flüchtige Klänge menschlicher Stimmen aufgezeichnet und wiedergegeben werden konnten. Anfangs sollte es vor allem für das Diktieren wichtiger Schriften und Bücher dienen, doch bald schon wurden auch Ansprachen und Reden mithilfe eines Phonographen festgehalten.
Zur Aufnahme mussten sich die Sprechenden vor einen Trichter stellen, der die Stimme einfangen sollte. Die Schwingungen wurden dann auf eine Membran geleitet, die mit einem Stichel ausgestattet war und unterschiedlich flache Rillen in das Wachs der rotierenden Walze gravierte.
Im privaten Gebrauch wurden sie vor allem zum Abspielen gesungener Musikstücke verwendet. Später, als die Walzen durch Platten ersetzt wurden, gab es diese Geräte in den unterschiedlichsten Ausführungen. Es wurden unter anderem abspielbare Schokoladenplatten hergestellt, die sogar gegessen werden konnten. Diese Geräte entwickelten sich zu einer Sensation für das Weihnachtsgeschäft. Besonders beliebt waren diese Platten, auch als „sprechende Schokolade“ bekannt, bei Kindern.
Der Stollwerck-Plattenspieler aus dem Jahr 1902
Nur ein paar Jahre später, 1887, meldete Emile Berliner sein Patent für das „Grammophon“ an. Im Gegensatz zur Phonographie können Grammophone zwar bereits aufgenommene Stimmen und Musik abspielen, aber nicht aufnehmen. Es war also nur für das Unterhaltungsbedürfnis gedacht und in seiner Bedienung wesentlich simpler. Das Grammophon verdrängte Edisons Phonographen sehr schnell vom Markt. Denn im Gegensatz zu den Walzen benutzte Berliner Platten als Tonträger. Die Schallplatte war geboren, um genauer zu sein die sogenannte Schellackplatte.
Die aufgenommenen Klänge, Stimmen und Töne werden bei einem Grammophon über eine Nadel (auch Tonabnehmer genannt) wiedergegeben, die über die eingravierten Rillen der Platte fährt. Wie auch bei der Lochplatte waren Schellackplatten durch ihre Reproduzierbarkeit wesentlich preisgünstiger als die einzeln hergestellten Walzen von Edison. Außerdem konnte die Schellackplatte längere Laufzeiten mit besserer Klangqualität aufnehmen. Sie wurde demnach, ähnlich wie der Buchdruck, zum Massenartikel.
Die Sammlung der Kindermedienwelten besitzt auch sogenannte Projektionsapparate, die Ton und Film in einem Gerät vereinen. Das Gerät von 1943 kann beispielsweise mit einer Schellackplatte bedient werden, während transparente Papierstreifen durch das Licht der eingebauten Glühbirne kleine Bildchen an die Wand werfen können. Diese Art von Heimkinogerät war überaus beliebt, weswegen rund zehn Millionen Exemplare davon verkauft wurden.
Der Projektionsapparat von 1943
In den nächsten Jahren wurden phonographische Geräte zwar in ihrer Klangqualität und Abspiellänge immer weiter optimiert, doch durch die Wirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg verloren die Menschen das Interesse an ihnen. Schließlich mussten die schweren Schellackplatten den neuen Vinylplatten, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelt wurden, weichen. Bald schon besaß so gut wie jeder Haushalt einen Plattenspieler, der mit Vinylplatten bestückt war. Schellackplatten konnten auf den neuen Plattenspielern mit den dünneren Nadeln allerdings nicht mehr abgespielt werden, außerdem waren Vinylplattenspieler jetzt elektrifiziert, während Schellackplattenspieler noch mit einer kleinen Kurbel aufgezogen worden waren.
Heute bestehen Plattenspieler aus verschiedenen Teilen: der Art des Antriebs, dem Plattenteller, auf dem die Platte angebracht wird, dem Tonarm und natürlich der Plattenspielernadel. Diese Bestandteile haben sich seit der Erfindung der Schellackplatte kaum verändert.
Der Trommelplattenspieler aus den 1960er Jahren ist speziell für Kinder gedacht. Ihn gab es in den verschiedensten Ausführungen. Auch er ist elektrifiziert und in Form einer bunt bemalten Trommel, auf denen Schneewittchen mit den sieben Zwergen abgebildet sind.
Trommelplattenspieler von 1960
Noch ausgeprägter ist das Plattenspiel “Talking Puzzle” von 1968 aus der Sammlung der Kindermedien. Hierbei handelt es sich um ein Puzzle, das in einer Art vereinfachten Plattenspieler eingerahmt ist. Die Kinder können durch eigenhändiges Drehen der Nadeln auf dem Vinyl die Erzählung selbstständig hören, mit der die Platte bespielt ist. Ein beigelegtes Büchlein gibt den Kindern die Möglichkeit, die Geschichte währenddessen mitzulesen.
Das sogenannte “Talking Puzzle” von 1968
Bei dem “Plattenspiel” kann man den Tonarm händisch über den bespielten Tonträger fahren lassen. So wird die Geschichte, die im Büchlein beschrieben ist, abgespielt. Da man selbst die Geschwindigkeit reguliert, ist es vor allem anfangs etwas schwierig, die optimale Wiedergabegeschwindigkeit herauszufinden.
Ende der 60er Jahre wurden die Plattenspieler in den Kinderzimmern von der Kompaktkassette abgelöst. Über diese handelt der nächste Beitrag aus der Reihe. Doch trotz allem scheinen die Plattenspieler besonders bei Musikliebhabern aufgrund der Klangqualität noch heute besonders beliebt zu sein. In den letzten Jahren feierte die Vinylplatte sogar ihr Comeback. Mittlerweile gibt es sogar Plattenspieler, die eine USB-Funktion besitzen. Dadurch lassen sich auch ältere Vinylplatten digitalisieren.
Obwohl die Plattenspielertechnik über hundert Jahre alt ist, war sie ein bedeutsamer Vorläufer für die Entwicklung der heutigen technischen Medien, die Töne wiedergeben.
Quellen und weiterführende Informationen
Fahlenbrach, K. (2018). Medien, Geschichte und Wahrnehmung: Eine Einführung in die
Mediengeschichte (1. Aufl. 2019 Aufl.). Springer VS.
Hiebel, H. H., Hiebler, H., Kogler, K. & Walitsch, H. (1997). Kleine Medienchronik: Von den ersten Schriftzeichen zum Mikrochip (1. Aufl.). C.H.Beck.
Schlums, A. (2022, 14. März). Der Plattenspieler: Geschichte, wissenswerte Daten und
Fakten. Plattenspieler Guru. Abgerufen am 15. Mai 2022, von
https://www.plattenspieler-guru.de/plattenspieler-geschichte-daten-und-fakten/.
Die Fotos stammen aus der Sammlung „KinderMedienWelten“ der Hochschule der Medien Stuttgart.
Der Link zur Onlineausstellung: https://kindermedienwelten.de/