Positive Aspekte des Vorlesens
Dass Vorlesen für die Entwicklung von Kindern wichtig ist, ist schon lange keine neue Erkenntnis mehr. Trotzdem wird das Ritual zwischen Kindern und Eltern, Lehrer*innen oder Pädagog*innen häufig unterschätzt und vernachlässigt. Was beim Vorlesen zu beachten ist und wieso es überhaupt so wichtig ist, wird im folgenden Artikel genauer erklärt.
Ab wann vorlesen?
Auch wenn die Kinder möglicherweise vom Inhalt eines Buches noch nichts verstehen, lohnt es sich in jedem Fall, schon sehr früh mit dem Vorlesen zu beginnen. Vor allem für die Bindung zwischen Kindern und Eltern ist es von Vorteil, ein Ritual zum Vorlesen einzuführen, bei dem eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen wird. Je früher damit begonnen wird, dem Kind Bücher vorzulesen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind auch später noch viel Motivation am Lesen zeigt. Es wird empfohlen, Babys schon ab einem Alter von drei oder vier Monaten Bücher vorzulesen. Das Vorleseritual soll möglichst bis zum Ende der Grundschulzeit beibehalten werden, da zu Beginn des Lesenlernens das Selberlesen für das Kind noch anstrengend sein kann.
Was haben Kinder vom Vorlesen?
Neben der gestärkten Bindung zwischen Kindern und Eltern und einer ruhigen, angenehmen Atmosphäre bringt das Vorlesen von Büchern noch viele weitere Vorteile mit sich. Darunter fällt zum Beispiel die Förderung verschiedenster Kompetenzen: Kinder lernen Konzentration, also über einen längeren Zeitraum hinweg genau zuzuhören und dabei auf Kleinigkeiten zu achten. Dadurch, dass Kinder sich die vorgelesenen Worte vorstellen, wird hierbei auch die Fantasie gefördert.
Ebenfalls fangen viele Kinder durch das Vorlesen früher an zu sprechen und erlernen dadurch auch zahlreiche neue Wörter. Dazu kommt noch das Wissen, dass sie bewusst und unbewusst durch die vorgelesenen Geschichten aufnehmen. Zwei weitere soziale Kompetenzen, die geschult werden, sind die Konfliktbewältigung und das Einfühlungsvermögen. In vielen Geschichten werden die Protagonisten früher oder später mit Konflikten oder anderen Schwierigkeiten konfrontiert. Hier kann sich das Kind sehr gut in die Situation der Person in der Geschichte hineinversetzen und lernt dabei, wie es mit Konflikten am besten umgehen kann. Zuletzt bringt das Vorlesen den Kindern – und hoffentlich auch den Eltern – natürlich Freude und bietet, wenn auch nur für eine kurze Zeit, eine Abwechslung vom Alltag.
Tipps zum Vorlesen
Beim Vorlesen kommt es nur wenig auf eine besondere Begabung oder eine geeignete Vorlesestimme an. Das Wichtige daran ist der Enthusiasmus, mit dem den Zuhörer*innen vorgelesen wird. Der/Die Vorleser*in soll sich so gut wie möglich in die Geschichte hineindenken und sich voll und ganz auf das Vorlesen einlassen.
Lockerheit ist natürlich auch ein wichtiger Punkt, da Aufregung beim Lesen vor Publikum für viele Personen eine große Hürde darstellt. Hörbuchsprecher und Schauspieler Rufus Beck hat hierfür als simplen Tipp genannt, sich den vorzulesenden Text in einzelne kleine Abschnitte zu unterteilen. Diese Portionen können dann ganz locker Stück für Stück abgearbeitet werden. Dabei ist es besonders wichtig, sich selbst und den Zuhörer*innen die nötige Zeit zu geben, das Gelesene aufzunehmen und zu verarbeiten. Sprechpausen zwischen den einzelnen Passagen helfen hierbei und bauen zusätzlich ein wenig Spannung auf (Theile, o. D.).
Grundlegend ist festzuhalten, dass sich sowohl die Zuhörer*innen als auch die Vorleser*innen stets wohlfühlen sollen. Hierbei sind auch Unterbrechungen durch die Zuhörer*innen erwünscht, da die Gruppe so in ein Gespräch kommen und die Informationen besser verarbeiten kann. Vorlesen ist eine zweiseitige Beschäftigung und soll allen Beteiligten Spaß und Freude bereiten.
Bundesweiter Vorlesetag
Am dritten Freitag im November findet seit 2004 jährlich der Bundesweite Vorlesetag statt. An diesem Tag werden in ganz Deutschland zahlreiche Geschichten vorgelesen, ob zuhause, im Freien oder in anderen Institutionen. Viele Bildungseinrichtungen bieten passend zu diesem Tag verschiedene Aktionen an. Dieses Jahr findet der Vorlesetag am 19. November unter dem Motto „Freundschaft und Zusammenhalt“ statt und lädt Jung und Alt zum Lesen ein.
Quellen und weiterführende Informationen
Leszczynski, U. (2017): Unterschätztes Kuschelritual – Eltern beginnen zu spät mit Vorlesen.
https://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/Unterschaetztes-Kuschelritual-Eltern-beginnen-zu-spaet-mit-Vorlesen. (17.06.2021)
Theile, M. (o. D.): Vorlesetipps von Rufus Beck.
https://www.vorlesewettbewerb.de/fileadmin/user_upload/downloads/tipps-zum-vorlesen-von-rufus-beck.pdf. (17.06.2021)
Über den Bundesweiten Vorlesetag. (o. D.)
https://www.vorlesetag.de/vorlesetag/. (23.06.2021)
Zech, L. (2021): Ab wann sollten wir unserem Baby vorlesen?
https://www.familie.de/artikel/ab-wann-sollten-wir-unserem-baby-vorlesen–jg2pgh9jjm. (17.06.2021)
12 Gründe, warum Vorlesen so wichtig ist. (o. D.)
https://www.schule-und-familie.de/familie/tipps-fuer-schule-und-erziehung/12-gruende-warum-vorlesen-so-wichtig-ist.html. (17.06.2021)
Bildquellen
Vorschaubild: Bild von Efraimstochter auf Pixabay (22. März 2015).
URL: https://pixabay.com/de/photos/kinderb%c3%bccher-b%c3%bccher-durcheinander-684473/
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