Videospiele – Fluch oder Segen?
Zum Thema Videospiele gibt es unterschiedliche Meinungen. Besonders Eltern machen sich Sorgen, dass es ihren Kindern schaden könnte. Dass Gaming in Maßen sogar vorteilhaft sein kann, ist vielen nicht bewusst. In diesem Beitrag möchten wir zeigen, welche positiven und negativen Aspekte das Spielen hat und welche Empfehlungen es gibt.
Sich im Gaming verlieren…
Die Dauer des Spielens ist ein entscheidender Faktor dafür, ob sich die Tätigkeit positiv oder negativ auf die Spielenden auswirkt. Bei bis zu einer Stunde Spielen am Tag wurde eine erhöhte Lebenszufriedenheit und ein geringeres Problemverhalten nachgewiesen. Dahingegen hat exzessives Spielen von mehr als drei Stunden täglich schädliche Folgen. Das lange Sitzen vor dem Bildschirm resultiert in Bewegungsmangel und eine falsche Körperhaltung kann Rückenschmerzen hervorrufen. Außerdem kann das übermäßige Spielen zu Beschwerden wie dem sogenannten „Maus-Arm“ und „Gamer-Daumen“ führen. Hierbei treten Schmerzen im Bereich von der Hand bis zum Nacken oder am Handgelenk unterhalb des Daumens auf. Wenn kurz vor dem Schlafengehen gespielt wird, kann das blaue Bildschirmlicht Schlafprobleme auslösen.
Neben gesundheitlichen Auswirkungen ist es möglich, dass von stundenlangem Gaming das Verhalten von Kindern beeinflusst wird. Dies betrifft jedoch nicht alle Spiele und jedes Kind wird unterschiedlich davon geprägt. Die Annahme, dass Shooter-Spiele aggressiv machen, ist weit verbreitet. Tatsächlich konnte in einigen Studien nachgewiesen werden, dass Spieler*innen verhältnismäßig mehr aggressives Verhalten und Denken zeigen als Nicht-Spieler*innen. Allerdings haben auch äußere Faktoren wie das soziale Umfeld und die psychische Gesundheit Einfluss darauf. Eine für die Spielenden wichtige Fähigkeit ist zudem die Unterscheidung von Realität und Fiktion. Jüngere Kinder können stärker von bestimmten Inhalten beeinflusst werden als ältere, da sie ein geringeres Beurteilungsvermögen haben. Wenn der*die Spieler*in zu sehr in das Spiel vertieft ist, fällt es schwer, damit aufzuhören und es bleibt nicht genug Zeit für andere Tätigkeiten. Sobald Gaming für jemanden an erste Stelle tritt, andere Lebensbereiche vernachlässigt werden und trotz negativer Auswirkungen weiter gespielt wird, kann sich das anfängliche Vergnügen zur Sucht entwickeln.
…oder Vorteile gewinnen?
Aufgrund der zahlreichen Nachteile, die ein exzessives Spielverhalten mit sich bringt, werden die nützlichen Aspekte oft übersehen. Dabei können Kinder mithilfe von Games kognitive Fähigkeiten wie die Hand-Augen-Koordination, Aufmerksamkeitsspanne, Konzentrationsfähigkeit und Kreativität verbessern. Bei Shooter- und Rennspielen wird vor allem das räumliche Denken und die Reaktionszeit gefördert. Durch das Spielen von Ego-Shootern konnte sogar eine Erhöhung der Sehfähigkeit festgestellt werden, bei der beispielsweise mehr Details erkannt werden. In Strategiespielen kommt das logische Denken und strategische Planen zum Einsatz. Zudem gibt es Spiele, deren Setting in einer anderen Epoche stattfindet. Wobei manche Games hauptsächlich fiktive Inhalte aufweisen, werden einige zusammen mit Experten entwickelt. Darin besteht eine gute Möglichkeit, neben der Freizeitbeschäftigung auch das geschichtliche Wissen zu erweitern. Lernspiele können dafür eingesetzt werden, mehr über bestimmte Themen zu lernen. Multiplayer-Spiele bieten Kindern Gelegenheit, Zeit mit ihren Freunden zu verbringen und neue Kontakte zu knüpfen. Meistens besteht die Aufgabe darin, schwierige Aufgaben zu lösen. Erfolge können dazu führen, dass auch im realen Leben die Motivation und das Selbstbewusstsein zum Überwinden von Herausforderungen gestärkt wird. Während einem Erfolgserlebnis wird das Glückshormon Dopamin ausgestoßen, welches die Stimmung anhebt. Durch den Umgang mit Laptop, PC oder Tablet können sich Kinder außerdem Technikkompetenz aneignen.
Unsere Empfehlung
Wie können Videospiele eine positive Erfahrung für Kinder bleiben, ohne dass sie von den Risiken beeinträchtigt werden? Ausschlaggebend ist die Menge an Zeit, die mit dem Spielen verbracht wird. Hierfür gibt es eine Empfehlung, nach der man sich richten kann: Ein zehnjähriges Kind sollte höchstens zehn Stunden wöchentlich spielen und ein 15-jähriges Kind damit 15 Stunden. Für die Gesundheit ist es wichtig, auf ausreichend Bewegung und frische Luft zu achten. Die Alterskennzeichnung hilft dabei, Kinder vor ungeeigneten Spielinhalten zu schützen. Viele Spiele enthalten Chats, in denen sich Spielende miteinander unterhalten können. Erziehende sollten daher stets ein Auge darauf werfen, zu wem genau ihre Kinder Kontakt haben und sie wenn nötig darauf ansprechen.
Auf folgenden Websites finden Sie Rezensionen für verschiedene Spiele mit Bewertungen in Hinblick auf das pädagogische Potenzial und eine Sammlung von Lernspielen:
https://www.spielbar.de/spiele/
https://www.stiftung-digitale-spielekultur.de/paedagogische-spiele/
Quellen und weiterführende Informationen
Müller & Nagy. (2019): Computerspiele und kindliche Entwicklung. https://www.mind.uni-kiel.de/de/faq/computerspiele-und-kindliche-entwicklung . (21.10.2024)
Koch, O. (o. D.): Gaming: Vor- und Nachteile von Videospielen für Kinder. https://www.verivox.de/internet/ratgeber/gaming-vor-und-nachteile-von-videospielen-fuer-kinder-1120245/#:~:text=Mit%20Videospielen%20verbessert%20Ihr%20Kind,k%C3%B6nnen%20zudem%20die%20Kreativit%C3%A4t%20steigern . (21.10.2024)
Tertilt, M. (2024): Sind Videospiele wirklich schädlich? https://www.quarks.de/gesellschaft/videospiele-sucht-aggression/ . (25.10.2024)
Hövermann, M. (o. D.): Gaming für die Gesundheit? Diese Auswirkungen haben Videospiele. https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/sport/e-sport/gaming-gesundheit-1135180 . (25.10.2024)
Hövermann, M. (o. D.): Gamer-Daumen, Mausarm, Rückenschmerzen: Typische Beschwerden und wie ihr sie behandelt. https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/sport/e-sport/gamer-daumen-mausarm-rueckenschmerzen-typische-beschwerden-und-wie-ihr-sie-behandelt-1135188 . (25.10.2024)