Virtuelle Kindergärten
Welche Eltern kennen es nicht? Die Kita ist geschlossen oder es regnet schon am dritten Tag in Folge und an Rausgehen ist nicht zu denken. Für diese Situationen bieten virtuelle Kindergärten die Möglichkeit, die Kinder sinnvoll zu beschäftigen und den Tag trotzdem unvergesslich zu machen. Virtuelle Kindergärten sind vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie förmlich aus dem Boden geschossen. Ziel war es dabei, den Eltern eine Möglichkeit zu bieten, trotz Homeoffice und eingeschränkter Betreuungsmöglichkeiten vor Ort, die Kinder bestmöglich zu beschäftigen. Vor diesem Hintergrund sind sehr unterschiedliche Modelle entstanden, welche sich teilweise an die Eltern direkt, aber auch an Unternehmen wenden. Einige dieser Angebote wollen wir Ihnen in diesem Artikel vorstellen und uns anschließend mit der Frage auseinandersetzen, wie wichtig die virtuelle Kinderbetreuung in Zukunft sein wird.
Kita-to-go
Die Kita-to-Go wurde von Maria-Luisa Puttich ins Leben gerufen. Zuvor entwickelte sie in ihrem Startup Hooray-Box Kinderunterhaltung, dessen Angebote während der Pandemie jedoch nicht mehr durchgeführt werden konnten. Kurzerhand erstellte sie einen virtuellen Kindergarten, die Kita-to-Go. Es handelt sich hierbei um ein Online-Programm, welches sich an Kinder zwischen drei und sechs Jahren richtet. Es gibt drei Programme, welche Spiel- und Lernideen sowie Bastelanregungen enthalten. Der Löwe Leoli begleitet die Kinder beim Ausprobieren und Spaß haben.
Der Probeplan der Kita-to-go ist gratis und wird wöchentlich per Mail verschickt. Specials zu Feiertagen und viele weitere Ideen sind hier bereits enthalten. “Kleine-Pläne” können für 2,50 € erworben werden. Darin inbegriffen sind sieben Spiel-, Bastel- und Lernideen sowie ein Brief von Leoli zu einem ausgewählten Motto. So können beispielsweise verschiedene Kontinente entdeckt werden oder Sie beschäftigen sich zusammen mit Ihrem Kind mit dem Thema Recycling. Die Wochenpläne sind bei diesem Angebot als “Digital-Heft” verfügbar. Wer Anregungen für einen besonderen Anlass braucht, zum Beispiel einen Kindergeburtstag, der kann “Große-Pläne” ab 4,90 € erwerben. Zu einem bestimmten Anlass, wie beispielsweise den Ferien, gibt es digitale oder gedruckte Hefte, die 25 Spiel-, Bastel- und Lernideen enthalten.
Voiio
Ursprünglich wurde Voiio von Holger Klinger zusammen mit zwei Kollegen entwickelt, um eine Kinder-Ferienbetreuung zu schaffen. Dabei richtete sich das Angebot an Unternehmen, welche die Betreuungsmöglichkeiten ihren Mitarbeitern zugute kommen lassen wollten. Als dieses Angebot durch die Corona-Pandemie nicht mehr realisierbar war, stieg auch Voiio auf ein Onlineangebot um. Die Kinder können hierbei gemeinsam mit ihrem Betreuer malen, singen oder zum Beispiel Programmieren lernen. Welche Aktivität ausgewählt werden kann, hängt auch mit dem Alter zusammen. So bietet Voiio für ältere Kinder Hilfe bei Hausaufgaben und eine virtuelle Lernförderung an. Es existieren verschiedene Modelle, wie Voiio genutzt werden kann. Zum Einen gibt es das Flex-Angebot, welches vorrangig auf kurzfristige Kinderbetreuung abzielt, die mit pädagogischem Fachpersonal in Eins-zu-Eins-Betreuung oder in Kleingruppen stattfinden kann. Zum Anderen ist es möglich, die Kinder zu virtuellen Events anzumelden, welche in Form von digitalen Gruppen-Workshops stattfinden.
Weitere Angebote von virtueller Kinderbetreuung
Neben den beiden vorgestellten Angeboten gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Dienstleister, welche eine Kinder-Onlinebetreuung anbieten. So hat beispielsweise das Unternehmen Notfallmamas neben ihrer klassischen Notfallbetreuung eine Online-Kinderbetreuung eingerichtet, um Eltern im Homeoffice zu unterstützen. Auch KidsCircle und der virtuelle Hort bieten für Unternehmen digitale Kinderbetreuung an. Außerdem sind aus vielen verschiedenen Offline-Betreuungsangeboten in den jeweiligen Regionen teilweise hybride Lösungen entstanden.
Wie wichtig bleibt die digitale Kinderbetreuung auch nach der Corona-Pandemie?
Digitale Kinderbetreuung hat Vor- und Nachteile, das ist klar. Der Autor Matthias Kaufmann berichtet in einem Artikel im “Spiegel” von seinen Praxiserfahrungen mit dem Modell der virtuellen Kinderbetreuung der Firma Voiio. Negativ fiel ihm der häufige Betreuerwechsel auf, sodass keine dauerhafte Beziehung zwischen Betreuer oder anderen Kindern aufgebaut werden konnte. Positiv sieht er für ältere Kinder das große Angebot an Themen, die behandelt werden, beispielsweise Kunst oder auch Programmieren. In seinem Resümee führte er auf, dass das virtuelle Setting nicht für eine permanente Betreuung geeignet sei. In Notfällen und für einen kurzen Zeitraum für maximal ein bis zwei Stunden am Stück könne es jedoch eine Entlastung sein (Kaufmann, 04.06.2021).
Da davon auszugehen ist, dass auch nach der Pandemie Eltern weiterhin im Home Office arbeiten werden, kann die digitale Kinderbetreuung ein Baustein für eine familienfreundlichere Arbeitswelt sein. Diese sollte jedoch nur ergänzend zu vielen anderen Offlineangeboten genutzt werden, um eine kindgerechte Betreuung gewährleisten zu können.
Quellen und weiterführende Informationen
Kita-to-Go (o. D.): Kinderzeit? Kinderleicht. https://www.hooraybox.de. (02.08.2021)
Seipel, C. (04. April 2020): Virtueller Kindergarten. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/meine-woche-virtueller-kindergarten-1.4868482. (02.08.2021)
Heuzeroth, T. (15. März 2021): Kinderbetreuung per Computer – dieser Angebot hilft überforderten Eltern. https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article227799051/Kinderbetreuung-von-Voiio-Dieses-Angebot-hilft-ueberforderten-Eltern.html. (02.08.2021)
Voiio (o. D.): Virtuelle Kinderbetreuung mit voiio. https://voiio.de/lebenslagen/virtuelle-betreuung/. (02.08.2021)
Notfallmamas (o. D.): Kindernotfallbetreuung für Unternehmen und Mitarbeitende. https://www.notfallmamas.de. (02.08.2021)
KidsCircle (o. D.): Digitale Kinderbetreuung, der Lösungsbaustein für mehr Diversität und Familienbewusstsein. https://www.kidscircle.io. (02.08.2021)
Virtueller Hort (o. D.): Der virtuelle Hort. https://www.virtueller-hort.de. Kaufmann, M. (04. Juni 2021): Sing mit der Nanny im Videochat. (02.08.2021) https://www.spiegel.de/karriere/homeoffice-wie-gut-ist-digitale-kinderbetreuung-a-3b341fcc-6ef0-4530-8399-9615f4f0b5cd. (02.08.2021)