Kinderuniversitäten

Kinderuniversitäten bieten jungen Wissbegierigen die Möglichkeit, an eigens für sie konzipierten, methodisch-didaktisch aufbereiteten Vorlesungen teilzunehmen, welche an Hochschulen und Universitäten für angewandte Wissenschaften stattfinden. Die Vorlesungen werden oftmals unter Titeln angeboten, welche die Kinder neugierig machen sollen. Das Ziel von Kinderuniversitäten ist es, Kindern auf niedrigschwellige Weise an das akademische Bildungswesen heranzuführen und sie für die unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen aufzuklären, zu begeistern sowie für das wissenschaftliche Denken zu motivieren. Zudem bietet sich den Neugierigen die Möglichkeit, durch Projekte und Workshops mit Wissenschaftler*innen persönlich in Kontakt zu treten. Das Angebot richtet sich in den meisten Fällen an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, doch auch für Jugendliche öffnen die Hochschulen und Universitäten ihre Türen.
Entwicklung
Ihren Anfang nahmen Kinderuniversitäten an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen am 4. Juni 2002. Dies geschah in Zusammenarbeit mit dem aus Tübingen stammenden Schwäbischen Tagesblatt, welches die erste Kinderuni zuvor, am 18. Mai, verkündete. Die Idee ging auf die Redakteur*innen Ulla Steuernagel und Ulrich Janssen zurück, die gemeinsam mit dem universitären Pressesprecher Michael Seifert das Projekt ins Leben riefen. Die Frage, mit der sich die erste Veranstaltung beschäftigte, lautete „Warum Vulkane Feuer spucken“.
Die Arbeit blieb nicht unbelohnt: Im Dezember 2005 erhielt die Tübinger Uni den Descartes-Wissenschaftspreis. Auf größeres Interesse stießen Kinderuniversitäten nach dem PISA-Schock Ende 2001, woraufhin vermehrt Professor*innen Vorlesungen anboten. Mittlerweile haben sich die Veranstaltungen, an denen Kinder an eigens für sie konzipierten Vorlesungen und Projekten teilnehmen können, an den meisten Universitäten Deutschlands, aber auch im Ausland, fest etabliert. Die größte Kinderuni im deutschsprachigen Raum befindet sich in Wien, welche seit 2003 besteht und dank ihres Angebots von über 400 Vorlesungen jährlich tausende von Kindern empfängt.
Kinderuniversitäten bestehen jedoch nicht nur im physischen Raum, sondern auch im digitalen. Das Goethe-Institut bietet mit seinem kostenlosen Bildungsprojekt „Deutsche Digitale Kinderuniversität“ jungen Wissbegierigen zwischen acht bis zwölf Jahren die Möglichkeit, auf seiner Webseite im Selbststudium verschiedene Wissensbereiche auszukundschaften und Kinder mit der deutschen Sprache vertraut zu machen. Vorkenntnisse in der Sprache werden nicht vorausgesetzt. Bisher fand eine Übersetzung der deutschen digitalen Kinderuniversität in 30 Sprachen statt.
Die erste ganzjährig geöffnete Kinderuniversität, die Junior-Uni, wurde 2008 in Wuppertal eröffnet. Sie richtet sich an Kinder sowie junge Erwachsene von vier bis 20 Jahren.
Ablauf der Vorlesungen
Die Vorlesungen an den Kinderuniversitäten stehen grundsätzlich allen Kindern offen, wobei der Schwerpunkt auf den Acht- bis Zwölfjährigen liegt. In welchem Turnus Veranstaltungen angeboten werden, wird an jeder Einrichtung unterschiedlich gehandhabt. Um das Gefühl einer „echten“ Universität zu vermitteln, erhalten die meisten Kinderuniversitäten Teilnahmebescheinigungen oder Student*innenausweise. Zum Abschluss der Veranstaltungen gibt es Zertifikate, die jedoch nicht benotet werden. In einigen Fällen werden auch Kinderdiplome vergeben. Die Vorlesungen dauern in der Regel eine Stunde. An vielen Einrichtungen wird zudem ein großer Wert auf praxisorientiertes Lernen gelegt. Statt klassischem Frontalunterricht werden viele Angebote durch das Konzept „Learning by Doing“ ergänzt. Die Teilnehmer*innen können direkt mit Wissenschaftler*innen zusammenarbeiten, Experimente durchführen und sich an vielfältigen interessanten Projekten beteiligen. Dabei wird oft in kleinen Gruppen gearbeitet, um das Lernen intensiv und individuell zu gestalten. Aufgelockert werden die Vorlesungen und Seminare durch interaktive Elemente wie Quizze, Abstimmungen oder persönliche Gespräche auf Augenhöhe mit den Wissenschaftler*innen. Bei diesen offenen Veranstaltungen kommen häufig mehrere hundert, manchmal sogar tausend Kinder zusammen. Bei speziellen Seminaren oder Workshops, die zu bestimmten Themen angeboten werden, ist die Zahl der Teilnehmer*innen jedoch begrenzt. Eltern dürfen in der Regel nicht an den Vorlesungen teilnehmen, können jedoch häufig über Bildschirme außerhalb des Hörsaals zuschauen. Kinder, die nicht an den Vorlesungen teilnehmen konnten, können bequem von daheim die Vorlesungen in Form von Hörbüchern mitverfolgen. Die ersten Vorlesungen aus der Tübinger Kinderuni wurden mittlerweile in 13 Sprachen übersetzt.
Nachfolgend finden sie die Webseiten aktueller Kinderuniversitäten in der Umgebung Stuttgart:
Kinderuni Stuttgart: https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/fueralle/uniundschule/kinderuni/
Kinderuni Esslingen: https://www.hs-esslingen.de/netzwerke/schuelerinnen-und-schueler/kinderuni-esslingen
Kinderuni Pforzheim: https://www.hs-pforzheim.de/hochschule/oeffentlichkeit/kinderuni
Kinderuni Heilbronn: https://www.aim-akademie.org/kinderuni
Kinderuni Karlsruhe: https://www.kinder-uni.kit.edu/index.php
Quellen und weiterführende Informationen
Brokmann-Nooren, C. (2015): KinderUniversität – eine neue Aufgabe für die wissenschaftliche Weiterbildung? In: P. Faulstich (Hrsg.): Öffentliche Wissenschaft. Bielefeld: transcript, 163-170.
Goethe-Institut (o.D.): Digitale Kinderuniversität. https://www.goethe.de/ins/cs/de/spr/unt/gku.html. (08.12.2024)
Klexikon.de (o.D.): Kinderuni. https://klexikon.zum.de/wiki/Kinderuni#:~:text=Eine%20Kinderuni%20ist%20ein%20Treffen,Kinder%20etwas%20%C3%BCber%20die%20Wissenschaft. (30.11.2024)
Schraml, P. (2012): Das Projekt „Kinderuni“ feiert 10jähriges Jubiläum. https://www.bildungsserver.de/innovationsportal/bildungplusartikel.html?artid=816&mstn=2. (09.12.2024)
Universität Wien (o.D.): KinderuniWien. https://kinderbuero-uniwien.at/wissenschaftsvermittlung/kinderuniwien/. (08.12.2024)
Wikipedia-Autoren (2024): Kinderuniversität. https://de.wikipedia.org/wiki/Kinderuniversit%C3%A4t.
(30.11.2024)
Wissenschaftskommunikation.de (o.D.): Kinderuni. https://www.wissenschaftskommunikation.de/format/kinderuni/ (30.11.2024)