Die Geschichte der Akustik – Spieluhren
Die Geschichte der akustischen Abspielgeräte beginnt mit der Erfindung der Stiftwalze, da diese es zum ersten Mal ermöglichte, kurze Melodien wiederzugeben. Bei diesem System wird eine Walze mit reliefartigen Erhebungen gedreht, welche es ermöglichen, Tonabfolgen auf ihnen zu notieren und mithilfe passender Metallzungen abzuspielen.
Diese Art von Gerät tauchte bereits im 9. Jahrhundert n. Chr. zum ersten Mal in Bagdad auf, allerdings erst um 1300 in Europa.
In Europa wurde die Technik zunächst nur für die Steuerung von Glockenspielen genutzt. Nach und nach wurde sie auch für weitere Zwecke wie Drehorgeln eingesetzt, bis im Jahr 1796 Favre-Salomon die erste klassische Spieluhr erfand.
Die Methode mit den Stiftwalzen wurde im Jahr 1886 von Paul Lochmann durch die Erfindung der Lochplatte abgewandelt. Diese Platten waren für die Endverbrauchenden günstiger und konnten zudem einfach ausgewechselt werden. Lochplatten besitzen vierkantige Ausstanzungen, doch tatsächlich sind beim Abspielen nicht diese Ausstanzungen für die Tonübertragung entscheidend, sondern die Haken, die sich aus ihnen ergeben. Sie sitzen unterhalb der Platte und geben, ähnlich wie bei einer Walzenspieluhr, einen Ton von sich, sobald diese Haken vom Tonkamm angerissen werden. Ein Beispiel für eine solche Lochplatte findet sich auch in den Kindermedienwelten. Sie entstand ungefähr um 1900 und spielt das Lied „Ein Männlein steht im Walde“.
Vorder- und Rückseite der Lochplatte um 1900
Die Spieluhren bestechen durch eine zu ihrer Zeit große Auswahl an Musikstücken, ihre hohe Lautstärke und – besonders nach der Entwicklung der Lochplatte – durch geringe Kosten und einfache Bedienbarkeit. Ein Beispiel für eine klassische Spieluhr ist diese Spieldose in einer Holzschatulle mit Intarsien aus der Sammlung der Kindermedienwelten. Der Klang der ca. 1920 gebauten Spieluhr wird durch die Holzschatulle natürlich verstärkt.
Holzschatulle mit Intarsien und Spieluhr um 1920
Da durch sie jedoch keine Wiedergabe oder Aufnahme der menschlichen Stimme möglich war, wurde sie später überwiegend abgelöst. Es gab für Kinder auch viele Geräte, die aussahen wie ein Plattenspieler oder ein Radio, während sich im Inneren des Geräts eine Spieluhr befand, die die Melodie abspielte. Auch hierfür finden sich mehrere Beispiele in der Sammlung.
Spieluhr von 1950 in Plattenspielerform
Spieluhr von 1980 in Radioform
Auch heute noch werden Spieluhren insbesondere für Kinderspielzeug gerne verwendet, da sie keine großen Produktionskosten verursachen und vor allem nicht so leicht kaputt gehen. Besonders häufig gibt es sie auch in Kuscheltieren mit einer Schnur zum Aufziehen, um Kindern das Einschlafen zu erleichtern.
Quellen und weiterführende Informationen
Fahlenbrach, K. (2018). Medien, Geschichte und Wahrnehmung: Eine Einführung in die Mediengeschichte (1. Aufl. 2019 Aufl.). Springer VS.
Hiebel, H. H., Hiebler, H., Kogler, K. & Walitsch, H. (1997). Kleine Medienchronik: Von den ersten Schriftzeichen zum Mikrochip (1. Aufl.). C.H. Beck.
Die Fotos stammen aus der Sammlung „KinderMedienWelten“ der Hochschule der Medien Stuttgart.
Der Link zur Onlineausstellung: https://kindermedienwelten.de/