Digitaler Minimalismus
Im Buchhandel boomt das Thema digitaler Minimalismus und auch bekannte Influencer*innen nehmen sich vermehrt eine digitale Auszeit. Die Gründe sind vielfältig, vor allem die Sehnsucht nach einem Leben mit dem Fokus auf das Wesentliche spielt dabei eine große Rolle. Digitaler Minimalismus tut jedoch nicht nur den Social Media Stars gut, auch Familien, Kinder und Jugendliche profitieren davon.
Was ist digitaler Minimalismus?
Wer minimalistisch lebt, reduziert sein Leben auf das Nötigste. Dabei kann das Prinzip sowohl auf einen Teilbereich angewendet werden, wie beispielsweise Möbel und Kleidung, oder auch das gesamte Leben betreffen. Beim digitalen Minimalismus wird bewusst der Umgang mit digitalen Medien eingeschränkt. Die Einschränkung der eigenen digitalen Nutzungsdauer kann dabei viele positive Effekte haben, es wird mehr Zeit für andere Aktivitäten frei, Stress kann reduziert werden und außerdem trägt digitaler Minimalismus sogar zum Datenschutz bei.
Doch warum genau ist es eigentlich so wichtig, digitalen Minimalismus in das eigene Leben und den Familienalltag zu integrieren? Zunächst einmal kann man so den offensichtlichen Stressfaktoren in einer digitalen Welt etwas entgegensetzen. Darunter fallen die ständige Erreichbarkeit, aber auch der Zwang, sich ständig zu informieren und vor einem Kauf noch die nächsten fünf Seiten Kundenrezensionen durchzuscrollen. Selbst das Aussuchen der Geburtstagsgeschenke macht keinen Spaß mehr. Wurde sich endlich auf eine Spielekonsole geeinigt, entdeckt der*die Partner*in eine negative Rezension und die ganze Suche geht wieder von vorne los. Damit das Kind aber auf jeden Fall das perfekte Geschenk hat, muss eben der Nachmittagsausflug auf dem Spielplatz ausfallen und weiter recherchiert und verglichen werden – ein Wahnsinn!
Digitale Medien sind außerdem leider nicht immer voll funktionstüchtig. Da heißt es ausprobieren, warum die Kamera bei Online-Treffen mit Freund*innen nicht funktioniert und die Internetverbindung ständig wegbricht. Bis man dann alles zum Laufen gebracht hat, ist das Treffen fast vorbei. Zweifellos lassen sich noch viele weitere Stressfaktoren in Zusammenhang mit digitalen Medien finden. Sie laugen uns aus und stehlen uns wertvolle Zeit, die wir besser für Familie, Freund*innen und Job aufwenden. Außerdem ist es gerade für Eltern wichtig, ihren Kindern ein Vorbild hinsichtlich des Konsumverhaltens von Medien zu sein. Wer alle fünf Minuten das Handy in die Hand nimmt, kann seinem Kind später schlechter erklären, warum es nur eine halbe Stunde Medienzeit hat.
Tipps zur Integration von digitalem Minimalismus im Alltag
Zu Beginn ist eine Selbstbeobachtung nötig: Jede*r fragt sich, welche digitalen Medien er*sie nutzt und evtl. unnötig sind. Es empfiehlt sich, besonders auf digitale Angebote mit hohem Stressfaktor und langer Nutzungsdauer zu achten.
- Benachrichtigungen von Apps und Messengern ausschalten
- Handy tagsüber weglegen (z. B. in einer Schublade)
- Medien nicht im Zusammensein mit dem Kind konsumieren (am Besten das Handy erst abends nach dem Zubettgehen des Kindes nutzen)
- Nachrichten zu einem festgelegten Zeitpunkt beantworten
- Handy- und fernsehfreie Zonen einrichten, z. B. das Schlafzimmer
- Textnachrichten durch Anrufe ersetzen
- Ausschalten des Always on Displays am Smartphone
- Öfter im Laden vor Ort einkaufen gehen und dabei in Kauf nehmen, dass das Produkt evtl. etwas teurer ist
- Nachrichtenportale nur ein Mal am Tag oder sogar in der Woche checken (am Besten einen Zeitintervall dafür festlegen)
- Perfektionismus einfach mal sein lassen (in einer perfektionistischen Gesellschaft gar nicht so einfach, aber definitiv notwendiger denn je)
Die Integration von digitalem Minimalismus in das Familienleben braucht Zeit und geht nicht von heute auf morgen. Auf Dauer werden die positiven Aspekte jedoch für alle Familienmitglieder spürbar sein, schließlich ist das Ziel ein gesteigertes Wohlbefinden und mehr Zeit für das Wesentliche. Digitaler Minimalismus geht keineswegs mit dem Verbot der Nutzung jeglicher digitalen Medien einher, vielmehr steht die bewusste Beschränkung der Anwendungen auf das Nötigste im Vordergrund. Vor allem Kinder werden die dadurch neu gewonnene Zeit für die Familie bald nicht mehr missen wollen.
Quellen und weiterführende Informationen:
Kuketz, M. (2016): Digitaler Minimalismus: Ein Weg zu mehr Datenschutz und Zeit. https://www.kuketz-blog.de/digitaler-minimalismus-ein-weg-zu-mehr-datenschutz-und-zeit/. (04.01.2022)
Jani (2019): Digitaler Minimalismus im Familienleben. https://gruenesfamilienleben.de/digitaler-minimalismus-im-familienleben/. (04.01.2022)
Bildquellen:
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