Gaming
Online Gaming – Faszination und Risiko zugleich
Vor allem in Zeiten von Corona genießen Online-Spiele bei Alt und Jung große Popularität. Durchschnittlich verbrachten die zehn- bis 17-Jährigen in Deutschland werktags etwas über zwei Stunden und am Wochenende über drei Stunden mit digitalen Games. Diese Zahlen sind um etwa 75 Prozent höher als die Medien-Nutzung im Vorjahr (2019). Die digitalen Games ermöglichten es den Kindern und Jugendlichen, in eine andere Welt einzutauchen und der Realität für eine gewisse Zeit zu entfliehen. Stress wurde abgebaut und die Sorgen vergessen, auch bekämpften viele Kinder durch Gaming ihre Langeweile oder vernetzten sich so mit Freunden und Freundinnen. Es ist zu sehen, dass das Gaming durchaus einen hohen Freizeitanteil der Kinder ausmacht und für sie eine kommunikative Bedeutung innehat. Gespielt wird heute immer und fast überall, doch Online-Spiele hegen auch Gefahren und ein Suchtpotenzial, das nicht zu unterschätzen ist. Sie fragen sich, wie Sie geeignete Spiele für Ihr Kind ermitteln, welche Risiken Onlinespiele beinhalten und ab wann das Spielverhalten Ihres Kindes in eine exzessive Richtung abrutscht? Auf diese Fragen und vieles mehr möchten wir im folgenden Blogbeitrag eine Antwort geben.
Die digitale Gaming Welt
Onlinespiele gibt es für jeden Geschmack und jedes Genre. Nicht nur aus diesem Grund sind sie heute so beliebt. In den 50er-Jahren begann nach Erfindung des elektronischen Großrechners die Zeit der PC- und Videospiele. Bereits kurz nachdem erreicht wurde, dass Computer miteinander kommunizieren konnten, wurden die ersten kleineren Onlinespiele entwickelt. So existierten beispielsweise Schachprogramme, bei welchen man dem Mitspieler seinen Zug per E-Mail mitteilte. Jedoch erst nach der Jahrtausendwende revolutionierte das Online-Gaming den bereits breit gefächerten PC- und Videospiele Markt. Neben dem Heimcomputer genossen Konsolen wie die Playstation, die Nintendo und die Xbox bereits hohe Popularität, als 2001 mit dem Spiel „Halo“ auf der Xbox der Grundstein für das Online-Gaming im Konsolenbereich gelegt wurde.
Währenddessen wurde die PC-Spielwelt ebenfalls durch einen neuen Trend erobert: Die Massive Multiplayer Spiele, in denen nach geraumer Zeit Millionen von Spielern weltweit gleichzeitig fantastische Welten erkunden und sich miteinander vernetzen konnten. Durch die Nintendo DS, Tablets, Smartphones und Co wurde dann auch das Online-Gaming für unterwegs möglich gemacht. Auch heute noch verändert sich der Markt von Online- und Browserspielen rasant. Besonders beliebt sind aufwendige Spiele, die aufgrund ihrer audiovisuellen Brillanz glänzen, aber auch sogenannte Indies, welche weitaus kostengünstiger produziert werden und einen gewissen Retro-Charme mit sich bringen (wie etwa das populäre Spiel Minecraft).
Der sportliche Wettkampf mit Computerspielen (Esport) ist ebenfalls ein weltweites Phänomen, dass nicht nur in der Gamingbranche, sondern auch in der Wirtschaft durch das Thema Sponsoring eine zentrale Rolle einnimmt.
Wie bereits erwähnt, umfassen die Onlinespiele beinahe jedes Interesse wie etwa Action, Simulation, Sport, Jump and Run und Shooter. Die Online-Games können heute meist entweder per Download aus dem Netz heruntergeladen oder physisch im Handel erworben werden. Auch existieren Browser-Spiele, die nicht den Download eines Programms erfordern und im Web-Browser gespielt werden. Derzeit ist ein Trend in Richtung Augmented- und Virtual-Reality zu verzeichnen.
Worauf sollte ich achten? – Die Risiken
Onlinespiele können durchaus einen Gewinn für unsere Gesellschaft darstellen. Sie haben eine soziale Komponente und fördern die Kommunikations- und Problemlösungskompetenzen der Kinder. Spielt Ihr Kind gerne Online-Spiele, gibt es jedoch einige Risiken die Sie im Auge behalten sollten:
- Datenschutz: Oftmals erfordern Onlinespiele eine Registrierung des Spielers und somit die Preisgabe personenbezogener Daten. Lassen Sie hier Vorsicht walten und informieren Sie sich in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen, inwieweit die Daten gespeichert und weiterverwendet werden.
- Jugendschutz: Onlinespiele unterliegen bislang nicht der Pflicht der Alterskennzeichnung, nichtsdestotrotz greifen auch hier die Vereinbarungen des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages. Insbesondere Chats in den Onlinespielen bieten Gefahren und können jugend beeinträchtigende Inhalte enthalten. Informieren Sie sich deshalb im Vorfeld über das Spiel, testen es gegebenenfalls selbst aus und achten Sie darauf, dass die Chats im Spiel moderiert sind. Hierfür eignet sich insbesondere der Spieleratgeber NRW, mehr Informationen zu diesem finden Sie im weiteren Verlauf des Beitrags.
- Kosten: Onlinespiele sind heutzutage meist kostenfrei, doch finanzieren sie sich durch kostenpflichtige Erweiterungen, wie weitere Spielstufen oder Spielitems. Diese können den Spielverlauf drastischen beschleunigen. Erklären Sie Ihrem Kind, dass diese Kosten „reales Geld“ darstellen und vereinbaren Sie gegebenenfalls ein Budget, das dem Kind hier zur Verfügung steht.
- Werbung: Neben kostenpflichtigen Erweiterungen ist Werbung im Spiel eine maßgebliche Einnahmequelle der Onlinespielehersteller. Da diese oftmals grafisch-spielerisch gestaltet ist, erkennt der Spieler und insbesondere ein junges Kind nicht, dass es sich hierbei um Werbung handelt. Diese Werbung kann auch ungeeignet Inhalte und Kaufaufforderungen enthalten. Achten Sie deshalb darauf, wie im Spiel Werbung dargestellt und ob diese klar als kommerzielles Angebot erkenntlich ist. Sehen Sie bestenfalls, insbesondere bei jungen Kindern von nicht werbefreien Onlinespielen ab.
- Zeit: Die Zeit in der Online-Welt verläuft nicht wie in der realen Welt, sie bleibt nicht stehen und läuft endlos weiter. Dies kann Druck auf das Kind ausüben, so viel Zeit wie möglich in das Spiel zu investieren und die Spielabstinenz gering zu halten. Das IfaK empfiehlt Ihnen, ein Zeitbudget und Nutzungszeiten festzulegen, um dem Kind Orientierung zu geben.
Neben diesen Risiken sollte Ihnen bewusst sein, dass Onlinespiele, aber auch PC- und Computerspiele im Allgemeinen ein gewisses Suchtpotenzial bergen und es zu einem exzessiven Mediennutzungsverhalten kommen kann. Die Kinder oder Jugendliche können ihr Spielverhalten nicht mehr realistisch einschätzen und die Zeit, in der sie nicht online sind, nimmt immer weiter ab. Das Sozialverhalten verändert sich und physische Kontakte werden weniger. Andere Freizeitaktivitäten werden nicht mehr wahrgenommen und das Kind beziehungsweise der/die Jugendliche ist bis in die Nacht hinein aktiv, schläft wenig und hat eine andere Tagesstruktur. Dass bereits eine Sucht besteht, wird deutlich, wenn kein Internet- oder Computerzugang mehr vorhanden ist. Besteht eine pathologische Mediennutzung, reagiert der oder die Betroffene mit Entzugserscheinungen, wird wütend, launisch oder gar depressiv verstimmt oder aggressiv. Treffen diese Kriterien auf Ihr Kind zu und hat es sich sozial zurückgezogen, empfiehlt es sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Spieleratgeber NRW
Professionelle Hilfe, aber auch vieles weitere zum Thema Gaming finden Sie auf der Website des Spieleratgebers-NRW der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW. Es handelt sich hierbei um eine pädagogische Informationsplattform, welche 2020 den pädagogischen Medienpreis verliehen bekam. Sie finden hier neben Beiträgen zu aktuellen Entwicklungen im (Online-)Gaming-Bereich, detaillierte Beurteilungen zu Computer-, Konsolenspielen und Apps und können diese gegebenenfalls gezielt in der Datenbank suchen.
Neben dem Genre des Spiels und dem System, das für das Spiel oder die App benötigt wird, liefert der Spieleratgeber auch die Beurteilung der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) und gibt eine eigene pädagogische Beurteilung ab. Der Ratgeber richtet sich an Familien, Schulen und die Jugendhilfe und liefert neben den detaillierten Spielebewertungen eine große Bandbreite an Informationen zum Thema Medienbildung, Medienwirkung und technischen Geräten wie Konsolen, PCs und Tablets.
Quellen und weitere Informationen
Birkner, Kay (2016, 03. November): Eine kurze Geschichte der Online Spiele – Wie alles begann.
URL: https://computerfachmagazin.de/news/eine-kurze-geschichte-der-online-spiele-wie-alles-begann_1604/ (18.01.21)
Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW (o.J.): Spieleratgeber NRW.
URL: https://www.spieleratgeber-nrw.de (18.01.21)
Hunke, Jörg (2020, 30. Juli): Wollen die Kinder nur am Computer spielen oder ist es schon Sucht?
URL: https://www.berliner-zeitung.de/zukunft-technologie/wollen-die-kinder-nur-am-computer-spielen-oder-ist-es-schon-sucht-li.95707 (18.01.21)
Schau Hin! (o.J.): Onlinespiele: Worauf muss ich achten?
URL: https://www.schau-hin.info/grundlagen/onlinespiele-worauf-muss-ich-achten (18.01.21)
Verband der deutschen Games-Branche e.V. (o.J.): Spielgeschichte.
URL: https://www.game.de/spielgeschichte/ (18.01.21)
Bildquellen:
Vorschaubild:
Rafael Javier. (07.09.18).
URL: https://pixabay.com/de/vectors/signal-gamer-zone-zone-spieler-3655575/
prettysleepy1. (17.03.18).
URL: https://pixabay.com/de/photos/tunnel-korridor-raum-weltraum-3233082/
Abbildung 1: Marc Stevens. (14.09.14).
URL: https://pixabay.com/de/illustrations/minecraft-machen-videospiel-stadt-529464/
Abbildung 2: Alexas_Fotos. (25.05.15).
URL: https://pixabay.com/de/photos/computer-sucht-hilfe-computersucht-1106900/