Kinderrechte und die Stimmen, die lauter werden
Nahrungsmittel, sauberes Trinkwasser, Kleidung, ein sicheres Zuhause – das Recht auf diese Dinge haben Kinder auf der ganzen Welt, doch heißt das noch lange nicht, dass sie diese Dinge auch wirklich haben. Tag für Tag setzen sich Organisationen für Kinder ein, um sie wenigstens mit dem Wichtigsten zu versorgen. Obwohl wir hier in Deutschland in einer vergleichsweise guten Situation leben, was Kinderrechte angeht, gibt es nach wie vor Missstände. Mehr über Kinderrechte verrät dieser Beitrag.
Die Kinderrechts-Konvention
Am 11.12.1946 wird der United Nations International Children’s Emergency Fund (UNICEF) gegründet. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen hilft nach dem Zweiten Weltkrieg dabei, Kinder mit Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten zu versorgen. Seit nun über 75 Jahren setzt sich UNICEF auf der ganzen Welt für Kinder ein, schützt sie und hilft nicht nur ihnen, sondern auch Eltern bei beispielsweise Erziehungs- und Ausbildungsfragen.
1989 wird die Kinderrechts-Konvention (KRK) von den Vereinten Nationen erlassen. Hierbei handelt es sich um eine Art Vertrag, den fast alle Länder der Welt unterschrieben haben, um Kinder und ihre Rechte zu schützen. Die KRK besteht aus 54 Artikeln, wovon sich die ersten 42 mit den Rechten der Kinder beschäftigen, die letzten 12 damit, wie Regierungen und Erwachsene die Rechte am besten umsetzen können. Die KRK ist für alle Kinder und Jugendlichen unter 18 gültig. Diskriminierung wird bereits in Artikel 2 ausgeschlossen. Die Rechte gelten unabhängig von Herkunft, Sprache, Religion, Geschlecht, Behinderung, Reichtum und Armut. Das Wohl des Kindes steht an erster Stelle. So gehören zu den Rechten u.a. das Recht auf Achtung der Meinung von Kindern, Schutz der Privatsphäre, Schutz vor Gewalt, Zugang zu Bildung, Verhinderung von Kinderhandel. Diese Rechte sind nichts, was Kindern gegeben oder genommen werden kann – sie sind immer da.
Neben der ursprünglichen Konvention gibt es Zusatzprotokolle, die im Nachhinein entstanden sind und nicht von allen Ländern, die der KRK zugestimmt haben, unterschrieben wurden. Bisher gibt es drei Zusatzprotokolle. Das erste beinhaltet, dass man als Soldat*in mindestens 18 Jahre alt sein muss (in der KRK sind es 15 Jahre). Beim zweiten geht es darum, noch mehr gegen Kinderhandel, -prostitution und -pornografie zu unternehmen, als bereits nach der KRK getan wird. Das dritte Zusatzprotokoll ermöglicht es Kindern seit 2011, alleine oder als Gruppe beim UN-Kinderrechtsausschuss Beschwerde einzulegen, wenn ihre Rechte verletzt werden.
In Deutschland gilt die KRK seit 1992. Neben vielen Organisationen, die sich um Kinder und ihre Rechte kümmern, gibt es das Netzwerk Kinderrechte und das Deutsche Institut für Menschenrechte, die prüfen, ob in Deutschland die Konvention umgesetzt wird.
Kinderrechte und der Klimawandel
Obwohl das Thema Umwelt in dem ein oder anderen Artikel der KRK erwähnt wird, gibt es noch kein konkretes Recht auf eine gesunde Umwelt, vor allem nicht für die Kinder, die zukünftig geboren werden. Man spricht hier auch von ökologischen Kinderrechten: Recht auf eine intakte Umwelt, gesundes Leben und positive Zukunftsperspektiven. Dass diese Art der Rechte eindeutig an Relevanz zugenommen hat, steht außer Frage. Der Klimawandel beschäftigt viele Kinder und Jugendliche weltweit. Beinahe jedes Kind ist von Gefahren bezüglich Klima und Umwelt betroffen – von Überschwemmungen bis zu Hitzewellen sind die Bedrohungen beinahe überall anzufinden.
Als Reaktion auf die weltweit lauter werdenden Stimmen der jüngsten Generationen wurde vom UN-Ausschuss im letzten Jahr (2023) ein sogenannter General Comment veröffentlicht. General Comments (= Allgemeine Bemerkungen) beschreiben, wie sich ein Thema auf die Rechte von Kindern auswirkt. Der Ausschuss gibt darin Empfehlungen an die Staaten weiter und benennt, was getan werden muss, um die Rechte zu schützen. Allerdings sind General Comments nicht bindend, sondern sollen lediglich den Staaten eine Richtung weisen. Der General Comment 26 von 2023 wurde betitelt mit Children’s Rights and the Environment with a Special Focus on Climate Change und hat als Ziele, erstens die Notwendigkeit des Themas Klimawandel hervorzuheben, zweitens verständlich zu machen, welche Rechte Kinder bezüglich Umweltschutz haben und drittens welche Verpflichtungen dadurch auf Staaten zukommen. Dabei geht es nicht nur um die Kinder, die aktuell insbesondere vom Klimawandel beeinflusst werden, sondern ebenso um zukünftige Generationen. Die lauter werdenden Stimmen sollen ernst genommen werden – es ist ein Recht der Kinder, dass ihre Meinung ernst genommen wird.
Wichtig ist diesbezüglich, dass Kinder über ihre Rechte Bescheid wissen, damit sie sagen können, was richtig und was falsch ist, und damit sie bei gesellschaftlichen Prozessen mitwirken können. Kleine und große Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben alle Einfluss auf die Zukunft – wer dies früh vermittelt bekommt, kann sich für seine Wünsche einsetzen.
Medienempfehlungen
UNICEF Taschenbuch der Kinderrechte: Das Buch ist für Kinder ab 6 Jahren geeignet und enthält eine kindgerechte Version der KRK. In kurzen Sätzen werden die einzelnen Artikel erklärt. Das Buch steht in vielen verschiedenen Sprachen kostenlos zum Download zur Verfügung.
Eure Kinderrechte: Das Buch wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der National Coalition Deutschland (Netzwerk Kinderrechte) herausgegeben. Hier werden die Rechte ausführlicher behandelt sowie Meinungen anderer Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener aufgezeigt. Daneben gibt es weitere Informationen wie beispielsweise Armut in Deutschland, politische Teilhabe und Hilfsangebote.Die Rechte der Kinder – von logo! einfach erklärt: Mit Hilfe der bekannten logo!-Figuren werden die Kinder durch dieses Buch geführt, welches ebenfalls vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgegeben wurde. Es werden Fragen zur KRK beantwortet und auf einzelne Rechte genauer eingegangen. Der Download steht in den Sprachen Deutsch, Englisch, Russisch und Türkisch kostenlos zur Verfügung.
Quellen und weiterführende Informationen
Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (2023): Die Klimakrise als Kinderrechtekrise. Der General Comment No. 26 und was nun passieren muss. https://www.agj.de/fileadmin/files/positionen/2023/Positionspapier_Klimakrise_als_Kinderrechtekrise.pdf. (24.01.2024)
BR Kinder (2022): Empfehlungen zum Thema “Kinderrechte”. https://www.br.de/kinder/buch-buecher-kinderrechte-empfehlungen-buchtipp-100~_image-1_-424a0b220e98478431a9be2b537569a28f3d7ec0.html. (24.01.2024)
Bundeszentrale für politische Ordnung (o. D.): UNICEF. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/18372/unicef/. (24.01.2024)
Deutsches Kinderhilfswerk (o. D.): Gesetzliche Regelungen in Deutschland: Vom Grundgesetz bis zum Kinder- und Jugendhilfegesetz. https://www.kinderrechte.de/kinderrechte/die-gesetzlichen-regelungen-in-deutschland/. (24.01.2024)
Kinder-Ministerium (o. D.): Deine Rechte. https://www.kinder-ministerium.de/deine-rechte. (24.01.2024)
National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention e.V. (2023): Veranstaltung “Die Klimakrise als Kinderrechtskrise” – Dokumentation. https://netzwerk-kinderrechte.de/2023/12/14/veranstaltung-die-klimakrise-als-kinderrechtskrise-dokumentation/. (24.01.2024)
UNICEF (o. D.): UNICEF einfach erklärt. https://www.unicef.de/informieren/ueber-uns/unicef-einfach-erklaert. (24.01.2024)