Kidfluencer und Kidfluencerinnen
Beim Öffnen der Geburtstagsgeschenke gefilmt werden? Für Urlaubsfotos das bezauberndste Lächeln der Welt auspacken? Für viele Kinder gehört der Umgang mit der Kamera zum Alltag. In den Familien werden Erinnerungen in bunten Fotoalben und auf Festplatten festgehalten. Kidfluencer*innen gehen noch einen Schritt weiter und teilen ihre Fotos und Videos auf Social-Media-Plattformen. Der Markt der jungen Influencer boomt, gleichzeitig werden jedoch auch kritische Stimmen laut.
Was sind Kidfluencer*innen?
Der Begriff Kidfluencer*in ist eine Mischung aus dem englischen Wort „Kid“ und dem Begriff „Influencer“. Influencer*innen sind Personen, welche auf Social-Media-Kanälen Werbung, beispielsweise in Form von Produktempfehlungen, betreiben. Somit bezeichnet der Begriff Kidfluencer*in junge Influencer auf Social-Media-Plattformen wie YouTube und Instagram. Die Kanäle der Kinder werden zumeist von den Eltern betrieben. Die Eltern verwalten das Geld und kümmern sich um die damit einhergehenden Pflichten, während ihre Kinder vor der Kamera stehen (Knabenschuh/Schülke, 2020).
Die Motivationen für eine solche Beschäftigung können vielfältig sein. So spricht die Medienpädagogin Dr. Iren Schulz in einem Interview mit webcare+ davon, dass für Kinder das Auspacken der Spielzeuge und das anschließende Spielen damit im Vordergrund stehe. Möglich sei auch eine Motivation durch die positive Rückmeldung der Eltern, dass sie erfolgreich seien. Als Motivation der Eltern nennt Dr. Iren Schulz neben dem Spaß auch monetäre Interessen (Rößner, 2020).
Berühmte Kidfluencer*innen
Kidfluencer*innen gibt es in allen Teilen der Welt. In den USA ist Ryan ein bekannter Kidfluencer, der auf seinem YouTube-Kanal zurzeit über 29 Millionen Abonnenten zu verzeichnen hat. Er probiert in seinen Videos Spielzeug aus und bewertet dieses. Auf seinem Kanal werden mehrmals die Woche Videos hochgeladen, die zum Teil mehrere Millionen Aufrufe haben (Stand April 2021). Laut der Forbes war Ryan 2018 der bestbezahlte YouTuber (Berg, 2019).
Im deutschsprachigen Raum zählt der Kanal Familie Hauser als erfolgreicher Kidfluencer-Kanal. Die Kinder der Familie spielen Familiengeschichten mit ihren Playmobil-Figuren nach und filmen sich dabei. Dadurch wurden sie so berühmt, dass Playmobil ihnen eine eigene Figurenserie angeboten hat (Gerecke/Rabach, o. D.).
Der Kanal Mileys Welt ist ein weiterer bekannter Kanal mit über 900.000 Abonnenten (Stand April 2021). In ihren Videos nimmt Miley ihre Follower beim Spielen und ihren alltäglichen Aktivitäten mit. Die Videoplattform TikTok verhalf ihr am Beginn ihrer Kidfluencer-Karriere zu großer Bekanntheit (Knabenschuh/Schülke, 2020).
Kinderrechte
Immer wieder wird Kritik an dem Konzept der Kidfluencer*innen geäußert. Da durch die Kanäle der Social-Media-Plattformen hohe Werbeeinnahmen generiert werden können, sind die Kidfluencer*innen auch für die Marketingstrategie vieler Unternehmen interessant. Kinderrechtler*innen mahnen Verletzungen des Persönlichkeitsrechts, des Rechts auf Privatsphäre und Datenschutz und der Kinderrechte an. Dabei wird diskutiert, ob der Markt mit den Kidfluencer*innen bereits zur Kinderarbeit zählt und arbeitsschutzrechtliche Vorgaben verletzt werden. Eltern fällt hier eine besondere Verantwortung zu, da sie verpflichtet sind, ihre Kinder zu schützen. Wenn sie aber gleichzeitig von den finanziellen Vorteilen profitieren, kann an dieser Stelle ein Dilemma entstehen (Meergans, 2019).
Quellen und weiterführende Informationen
Berg, M. (2019): MINI-MILLIONÄR. https://www.forbes.at/artikel/mini-millionaer.html#:~:text=Ryan%20ist%20erst%20sieben%20Jahre,das%20jedoch%20vor%20einer%20Kamera. (19.04.2021)
Gerecke, M., Rabach, T. (o. D.): Ich poste, also bin ich. https://www.toys-kids.de/ratgeber-guide.html?topic_id=812&title=Ich+poste%2C++also+bin+ich. (19.04.2021)
Knabenschuh, S., Schülke, B. (2020): Kidfluencer*innen: ARBEIT oder Kinderspiel?. AJSFORUM 44/1, 4-5
Meergans, L. (2019): Spielst du noch oder arbeitest du schon? Ein kinderrechtlicher Beitrag zur Debatte um Kinderinfluencerinnen und -Influencer. In: Deutsches Kinderhilfswerk (Hrsg.): Zwischen Spielzeug, Kamera und YouTube. Wenn Kinder zu Influencern (gemacht) werden. Berlin: Deutsches Kinderhilfswerk, 5-11. https://www.dkhw.de/fileadmin/Redaktion/1_Unsere_Arbeit/1_Schwerpunkte/6_Medienkompetenz/6.14_Kinder-Influencer/Dossier_KinderinfluencerInnen.pdf. (19.04.2021)
Rößner, S. (2020): Kidfluencer*innen zwischen kostenlosem Spielspaß und kommerzialisierter Kindheit. https://webcare.plus/kidfluencer/. (19.04.2021)
Bildquellen
Titelbild: Ulrich, Thomas (2014, 22. März). URL: https://pixabay.com/de/photos/telefon-anzeige-anwendungen-292994/
Abb.1: Icon made by iconixar from Flaticon (2021). URL: https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/spielzeuge_3081969?term=spielzeug&related_id=3081969
Abb.2: Icon made by Freepik from Flaticon. (2021) URL: https://www.flaticon.com/de/kostenloses-icon/junge_1761552?term=kind&related_id=1761552