Identitätsentwicklung bei Kindern

Unter Identität versteht man die Eigenschaften und Zugehörigkeit, die eine Person ausmachen. Die Entwicklung der Selbstwahrnehmung findet schon bei kleinen Kindern statt und verändert sich im Laufe der Zeit. Wodurch wird diese beeinflusst und wie können Eltern und Erzieher*innen dazu beitragen, das Selbstbewusstsein eines Kindes zu stärken?
Faktoren und Einflüsse
Die Identität eines Kindes wird vom Umgang mit anderen Menschen, der zugehörigen Kultur und persönlichen Erfahrungen gebildet. Die Beziehung zu Geschwistern und Eltern hat dabei einen besonderen Einfluss. Die Identitätsentwicklung findet schon früh in der Kindheit statt. So wurde bei zweijährigen Kindern beobachtet, dass sie ein Gefühl für ihre Identität haben, da sie Schuld und Scham in ihrem Verhalten ausdrücken. Sie sind sich somit bewusst, wie sie von anderen Menschen wahrgenommen werden und welche Auswirkungen ihre Handlungen haben. Teil der Identität sind persönliche Charaktereigenschaften, das Geschlecht, die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen oder einer Kultur und die eigenen Fähigkeiten. Dazu gehört auch die Art, wie die eigene Person von anderen wahrgenommen wird. Die Findung der Identität geschieht beim ersten Bilden von Beziehungen, dem Finden von Interessen und dem Entwickeln eines Selbstkonzeptes. Die Unterschiede von niedrigem oder hohem Selbstbewusstsein werden bereits bei Kindern aufgezeigt, indem es zu Unter- oder Überschätzung der eigenen Fähigkeiten kommen kann. Obwohl Kinder ein Gefühl für ihr Selbst besitzen, können sie es häufig nicht genau beschreiben. Für Eltern und Erziehende ist es wichtig, sie bei ihrer Identitätsentwicklung zu unterstützen und mit dem Kind offen über seine Gefühle zu sprechen. Die Selbstwahrnehmung verändert sich im Laufe des Lebens und ist somit ein fortlaufender Prozess, der auch im Erwachsenenalter noch nicht abgeschlossen ist. Aufgrund von Veränderungen des Körpers und im Gehirn verändert sich das Selbstbild in der Adoleszenz besonders stark, was häufig zu Selbstzweifel führt.
Selbstbewusstsein stärken
Eltern, Erzieher*innen und andere Bezugspersonen haben mit ihrer Erziehung starken Einfluss auf das Selbstwertgefühl von Kindern. Dieses kann durch Vergleiche mit anderen Kindern negativ beeinflusst werden. Es ist wichtig, dem Kind nach Erledigen einer Aufgabe oder bei vorbildlichem Verhalten eine positive Rückmeldung zu geben. Das Lob sollte dabei gezielt eingesetzt werden, da es bei einem Übermaß an Wirkung verliert. Außerdem sollten die persönlichen Kompetenzen des Kindes gestärkt werden. Wenn das Kind besonderes Interesse an einer Beschäftigung, wie zum Beispiel Malen, zeigt, sollten Sie es ermutigen und ihm helfen, diese Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Durch die Überwindung schwieriger Aufgaben kann das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Wird jedoch aus einer Herausforderung eine Überforderung, wirkt sich das negativ auf das Selbstwertgefühl des Kindes aus und kann entmutigen. Helfen Sie dem Kind dabei, seine Identität zu finden, indem sie darüber sprechen: Warum wird es gemocht, was kann es gut und was weniger gut? Hierbei ist es wichtig, sowohl Stärken als auch Schwächen zu akzeptieren. Das Selbstbewusstsein kann auch durch gemeinsame Übungen unterstützt werden. Zum Beispiel können sich Kinder mit gegenseitigen Komplimenten Rückmeldung über positive Eigenschaften geben.
Die Rolle von Medien in der Identitätsbildung
Medien sind ein wichtiger Bestandteil der Identitätsentwicklung. Dort finden Kinder Orientierung und können sich bestimmten Gruppen zuordnen. Identifikationsfiguren wie beispielsweise Protagonisten einer Fernsehsendung oder Influencer*innen dienen dabei als Vorbilder. Mit dem Erstellen eines Profils und dem Posten von Beiträgen auf Social Media werden andere über die eigene Person informiert. Gleichzeitig denkt man über sich selbst nach und darüber, wie man sich gerne darstellen möchte. Soziale Medien spielen somit eine Rolle in der Identitätssuche und dienen dazu, eine Position in der Gesellschaft zu finden. Durch Interaktionen mit Inhalten wie das Kommentieren oder Liken von Posts wird die Zugehörigkeit zu einer Gruppe definiert. Häufig ist das Ziel, die Einmaligkeit der eigenen Identität zu zeigen und gleichzeitig Bestätigung von anderen zu erhalten. Social Media bietet zudem die Möglichkeit, sich mit Freunden aus dem direkten Umfeld zu verbinden. Die Nutzung dessen kann förderlich für die Identitätsentwicklung sein, sie aber auch schädigen, sobald Vergleiche mit vermeintlich perfekten Vorbildern stattfinden. Es ist bedeutsam, Social Media nicht als etwas durchweg negatives zu betrachten. Durch Ausprobieren und den Austausch mit anderen entsteht ein Gefühl von Zugehörigkeit und die Persönlichkeit kann entfaltet werden. Ein reflektierter und verantwortungsvoller Umgang ist hierbei ausschlaggebend. Die Nutzungsweise bestimmt somit, ob Kinder von Medien negativ oder positiv beeinflusst werden. Eltern und Erzieher*innen sollten stets das Selbstbewusstsein ihrer Kinder stärken, auf eine kritische Auseinandersetzung mit Medien aufmerksam machen und bei Bedarf Hilfe anbieten.
Quellen und weiterführende Informationen
Pro Kita-Portal (2024): Selbstwertgefühl und Identität: Kinder in ihrer Persönlichkeit stärken. https://www.prokita-portal.de/bildungsbereiche-entwicklungsziele-kita/selbstwertgefuehl-identitaet-kinder/ . (11.02.2025)
Nolte, A. S. (2022): Identität – so what? Identitätsentwicklung und soziale Medien. https://media-bubble.de/identitaetsentwicklung-und-soziale-medien/ . (11.02.2025)
Dorsch- Lexikon der Psychologie (2023): Identitätsentwicklung. https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/identitaetsentwicklung . (11.02.2025)
Demokratiezentrum Wien (2021): Identitätsbildung und Identitätsentwicklung. https://www.demokratiezentrum.org/bildung/angebote/lernmodule/digitale-medienkompetenz-digitalisierung-in-der-politischen-bildung/identitaetsbildung-und-identitaetsentwicklung/ . (11.02.2025)